Kirchen fordern Debatte über gerechte Vermögensverteilung

Wachsende Kluft

Führende Geistliche aus Nordrhein-Westfalen fordern eine Debatte über eine gerechte Verteilung von Vermögen. Zu viel Kapital liege in den Händen von zu wenigen Menschen, sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. 

Bischof Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Gerechtigkeitsfrage sei bis heute nicht beantwortet, sagte er am Donnerstagabend in Mülheim an der Ruhr beim sozialpolitischen Kolloquium der nordrhein-westfälischen Bistümer und Landeskirchen. Der rheinische Präses Manfred Rekowski kritisierte eine von der Realwirtschaft abgekoppelte Finanzwirtschaft, die durch Spekulationen ein hohes Kapital generiere.

Er plädierte für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, mir deren Hilfe der Staat in der Adenauerära ein Lastenausgleich geschaffen und den damaligen Flüchtlingen eine Starthilfe gegeben habe. Das Streben nach einem "schlanken Staat" habe vielfach zu einem "schlappen Staat" geführt, kritisierte der evangelische Geistliche.

Mittelstand fördern 

Nach den Worten von Overbeck zeigt sich gerade im Ruhrgebiet, wie die Balance zwischen Sozialverantwortung und Gewinnmaximierung ins Rutschen geraten. Dabei verwies der katholische Sozialbischof auf das Wegbrechen international agierender Firmen. In dieser Situation komme es besonders darauf an, den Mittelstand und Familienunternehmen zu fördern, die auf Dauer verlässliche Arbeitsplätze schafften. Ein besonderes Augenmerk müsse auf der Ausbildung von Jugendlichen liegen, um Hartz-IV-Generationen zu vermeiden.

Overbeck zeigte sich besorgt über die enorm wachsende Zahl der Armen in der Welt, was "einem den Atem verschlägt". Er verwies besonders auf Brasilien, wo der Staat schwach sei und ein Gewinnstreben ohne soziale Absicherung herrsche. Dies führe zu Unfrieden, schlechteren Investitionsbedingungen und wirke sich nicht zuletzt auch auf Deutschland negativ aus. In diesen Zusammenhang forderte Overbeck eine Neuausrichtung der Entwicklungspolitik, die neben einer Ersten Hilfe für die Armen viel stärker auf eine Änderung der politischen Strukturen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen achten müsse.

Hoffen auf Finanztransaktionssteuer

Die Gewerkschafterin und CDU-Politikerin Regina Görner zeigte sich optimistisch, dass in diesem Jahr die Finanztransaktionssteuer kommt. Damit werde auf internationaler Ebene endlich ein Grundprinzip der sozialen Markwirtschaft, die Sozialpflichtigkeit des Eigentums, durchgesetzt. Die Finanzszene fürchte nichts mehr, als dass durch diese Maßnahme ihre Geschäfte verlangsamt werden.


Quelle:
KNA