Aufruf der Kirchen zum Internationalen Tag der Sinti und Roma

"Soziale Ausgrenzung beenden"

Zum Internationalen Tag der Sinti und Roma haben europäische Kirchenvertreter und Politiker die andauernde Diskriminierung der Volksgruppe kritisiert. Sie forderten ein Umdenken in der Gesellschaft und mehr Einsatz im Kampf gegen Antiziganismus.

Roma in Serbien (dpa)
Roma in Serbien / ( dpa )

Noch immer werde Roma-Angehörigen der Zugang zu Bildung, Wohnraum und Gesundheitswesen verweigert; dies sei "eine Schande für alle europäischen Staaten", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).

"Wir ermutigen unsere christlichen Gemeinschaften in Europa, sich weiterhin für das Wohlergehen der Roma einzusetzen und aktiv daran zu arbeiten, Hassparolen und soziale Ausgrenzung zu beenden", so die Kirchenvertreter. Zugleich appellierten sie an Roma-Angehörige, ihre "einzigartigen Traditionen, Glaubensüberzeugungen und Kulturen" in die europäische Gesellschaft einzubringen.

"Gedenktag will wachrütteln"

Ähnlich äußerte sich der Kölner Weihbischof Ansgar Puff. Er kritisierte die "menschenunwürdigen Bedingungen", unter denen viele Sinti und Roma in Europa immer noch leben müssten. "Auch bei uns sind diese Menschen oft nicht willkommen!", so Puff. 

"Der Roma-Gedenktag will uns Christen wachrütteln: Wissen wir um die Nöte und um die beeindruckenden Fähigkeiten unserer Roma-Geschwister?", fragte der Weihbischof, der in der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz mitarbeitet. 

"Hass darf nicht gesellschaftsfähig werden"

Der Zentralrat der Sinti und Roma rief die Bundesregierung und den Bundestag auf, mehr gegen Antiziganismus zu tun. Um ihn zu verhindern, müsse endlich eine entsprechende Expertenkommission einberufen werden.

Der Zentralrats-Vorsitzende Romani Rose warnte, dass populistische Parteien derzeit versuchten, Vorurteile und Hass gegen Sinti und Roma gesellschaftsfähig zu machen. "Antiziganismus muss in Europa ebenso geächtet werden wie der Antisemitismus geächtet ist", sagte Rose.

"Die Roma sind Teil unserer Union"

Auch die EU-Kommission rief zu mehr Einsatz im Kampf gegen die Diskriminierung von Roma auf. Ausgrenzung, Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Roma-Angehörigen stünden in klarem Widerspruch zu den zentralen Werten der Europäischen Union, heißt es in einer Mitteilung der Kommission. "Die Roma sind Teil unserer Union und dürfen nicht auf der Strecke bleiben."

Es sei wichtig, dass die Kinder der Roma die gleiche Schulbildung wie ihre Altersgenossen erhielten, um dem Teufelskreis der Armut entkommen zu können. Unter dem Motto "Für die Roma, mit den Roma" geht die EU-Kommission eigenen Angaben zufolge mit verschiedenen Projekten gezielt gegen die Diskriminierung von Roma vor.

Vorurteile und Unwissen

Nach den Worten der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özuguz (SPD), hat sich die Gesellschaft lange Zeit schwergetan, "das Schicksal der Sinti und Roma in Deutschland angemessen anzuerkennen". Erst 2012 sei das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma errichtet worden.

Die SPD-Politikerin forderte, der Geschichte der Sinti und Roma in Bildungseinrichtungen mehr Platz einzuräumen. In Deutschland gebe es eine jahrhundertealte Tradition der Sinti und Roma, doch "die meisten Menschen wissen außer ein paar Stereotypen so gut wie nichts über die Sinti und Roma". Politiker müssten sich stärker gegen Antiziganismus einsetzen.

"Sichtbares Zeichen"

Das Bündnis "Sinti und Roma Europa" will am heutigen Gedenktag mit einer Kundgebung in Berlin ein "sichtbares Zeichen gegen Antiziganismus" setzen.

Zu der Veranstaltung wird auch Bundespräsident Joachim Gauck erwartet. Der Welttag der Roma erinnert an den ersten weltweiten Roma-Kongress am 8. April 1971 in London, bei dem die "Romani Union" als internationale Vertretungsorganisation der Volksgruppe gegründet wurde.


Weihbischof Ansgar Puff / © Katja Früh
Weihbischof Ansgar Puff / © Katja Früh
Quelle:
KNA , dpa