Konservative US-Katholiken sprechen sich gegen Trump aus

"Verfall unserer Politik und Kultur"

Der Immobilien-Milliardär Donald Trump hat nach einer kurzen Durststrecke im US-Vorwahlkampf wieder Fahrt aufgenommen. Derweil gehen führende konservative US-Katholiken auf Distanz zum republikanischen Präsidentschaftskandidat.

Donald Trump / © Richard Ellis (dpa)
Donald Trump / © Richard Ellis ( dpa )

In der aktuellen Ausgabe des Magazins "National Review" schreiben die einflussreichen Wortführer der katholischen Konservativen, George Weigel und Robert George, Trump sei "offenkundig nicht für das Präsidentenamt geeignet". Der Immobilienmogul appelliere an rassistische Ängste und Vorurteile, die einem katholischen Empfinden zuwider liefen, so Weigel und George.

Ihr offener Brief wird von weiteren katholischen Meinungsführern aus Politik und Wissenschaft unterstützt. Auf Kritik stoßen insbesondere die Äußerungen Trumps zum Einsatz von Foltermethoden bei mutmaßlichen Terroristen. Derartige Maßnahmen verurteile die katholische Kirche.

"Verfall unserer Politik und Kultur"

Nicht erwähnt werden hingegen die umstrittenen Aussagen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten zum Ausbau der Grenzanlagen zwischen den USA und Mexiko sowie seine Ankündigung, Muslime zumindest zeitweilig nicht in das Land einreisen zu lassen.

Weigel und George zeigten in ihrem offenen Brief zugleich Verständnis für die Sorgen von Trump-Wählern. Deren Anliegen seien allerdings besser bei anderen republikanischen Kandidaten aufgehoben. Trumps bisheriges Auftreten sowie seine Wahlkampagne zeugten nicht von Weitsicht und Größe, sondern förderten lediglich "einen weiteren Verfall unserer Politik und Kultur".

Trump baut Führung aus

Unterdessen baute Trump mit Wahlsiegen in Michigan und Missisipi seine Führung an der Spitze des republikanischen Bewerberfeldes aus. In Idaho unterlag er allerdings seinem Konkurrenten Ted Cruz. Der erzkonservative Senator aus Texas gewann in dem Bundesstaat im Nordwesten mit deutlichem Vorsprung vor dem umstrittenen Milliardär.

Bei den Demokraten siegte Favoritin Hillary Clinton mit großem Abstand in Mississippi, wo viele Afro-Amerikaner leben. Im wichtigen Bundesstaat Michigan musste sie aber eine empfindliche Niederlage gegen ihren hartnäckigen parteiinternen Widersacher Bernie Sanders einstecken. Der 74-Jährige führte nach Auszählung von über 95 Prozent der Stimmen uneinholbar mit etwa zwei Prozentpunkten Vorsprung. "Die politische Revolution, über die wir hier sprechen, ist stark", sagte der 74-Jährige. Er wolle weitere Staaten gewinnen. "Die stärksten Teile kommen erst noch", sagte er. Clinton wandte sich nach ihrem Sieg in Mississippi an ihre Anhänger. "Wir sind besser als das, was uns die Republikaner anbieten", rief die frühere Außenministerin.

Analysten gehen von Kampfabstimmung im Juli aus

Trump hatte am vergangenen Wochenende mit Kansas, Maine und Puerto Rico drei Wahlen klar verloren. Vorausgegangen war eine beispiellose Kampagne der eigenen Parteiführung gegen den Unternehmer aus New York. Sein Widersacher Cruz konnte bei der Vergabe der Delegierten leicht aufholen. "Ich hoffe, dass die Republikaner es annehmen werden", sagte der 69-Jährige am Dienstagabend (Ortszeit) in Florida nach seinen Siegen in Michigan und Mississippi. "Umfragen zeigen, dass ich Hillary schlagen kann. Wir werden viele, viele Menschen von den Demokraten zu uns holen", fügte er hinzu. Tatsächlich sehen die meisten Umfragen Clinton im Vergleich mit Trump deutlich vorn.

Für Marco Rubio, den Favoriten des republikanischen Partei-Establishments, bahnte sich wie schon am vergangenen Samstag ein rabenschwarzer Tag an. Sowohl in Michigan als auch in Mississippi kam er nur auf einstellige Prozentsätze. Rubio muss am kommenden Dienstag in seinem Heimatstaat Florida unbedingt gewinnen, will er im Rennen bleiben. In Idaho lag er in den ersten Stimmbezirken auf Rand drei.

Trump hat bei den Republikanern inzwischen 14 von 23 Vorwahlen gewonnen. Im Ringen um die meisten Delegiertenstimmen konnte er sich aber noch immer nicht entscheidend absetzen. Eine starke Strömung innerhalb der Republikaner versucht mit aller Macht, ihn als Präsidentschaftskandidaten zu verhindern. Viele Analysten gehen inzwischen von einer Kampfabstimmung beim Parteitag im Juli in Cleveland aus.


Quelle:
KNA , dpa