Erzbistum will Staatskirchenvertrag mit Berliner Senat

Knackpunkt Religionsunterricht

Das Erzbistum Berlin dringt auf den Abschluss eines Staatskirchenvertrages zwischen dem Land Berlin und der katholischen Kirche. Es gebe den Wunsch nach einer größeren Verlässlichkeit in den gegenseitigen Beziehungen.

Erzbischof Heiner Koch (l.) und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Erzbischof Heiner Koch (l.) und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Das sagte Erzbischof Heiner Koch am Dienstag nach einer gemeinsamen Sitzung mit dem Senat. Berlin sei das einzige Bundesland, das noch keinen Vertrag mit der katholischen Kirche abgeschlossen habe. Dabei verwies Koch darauf, dass der völkerrechtliche Vertrag mit dem Apostolischen Stuhl in Rom und nicht mit dem Erzbistum abzuschließen sei. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sicherte Koch zu, die Frage zu prüfen.

Staatskirchenvertrag mit evangelischer Landeskirche bereits geschlossen

Mit der evangelischen Landeskirche hat der Senat bereits im Januar 2006 einen Staatskirchenvertrag geschlossen. Ein Hindernis bei den Verhandlungen zwischen Senat und katholischer Kirche war in der Vergangenheit unter anderem das Berliner Modell eines freiwilligen Religionsunterrichts in den Schulen in Verantwortung der Religionsgemeinschaften.

Derzeitige Gesprächsgrundlage zwischen dem Erzbistum Berlin und dem Senat ist ein Protokoll aus dem Jahr 1970, das 1991 auch auf den Ostteil der Stadt übertragen wurde. Darin geregelt sind unter anderem die finanziellen Zuwendungen an die Kirche.

Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität stärken

Senat und Erzbistum Berlin wollen das Seminar für Katholische Theologie an der Freien Universität (FU) stärken. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Erzbischof Heiner Koch vereinbarten, gemeinsam dafür einzutreten, dass ein zweiter Lehrstuhl an dem Seminar dauerhaft besetzt wird.

Nach Angaben des Seminars hatten sich der Berliner Senat und das damalige Bistum Berlin vor rund 30 Jahren auf vier Professuren als Grundausstattung geeinigt, die zunächst auch erreicht wurden. Bald strich die FU zwei Professuren wieder aus dem Stellenplan, weil es nach der Wiedervereinigung Deutschlands Pläne zur Gründung einer Katholisch-Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität gab.

Nur Professur für Biblische Theologie dauerhaft besetzt

Diese wurden aber Mitte der 90er Jahre aufgegeben. Derzeit ist an der FU nur die Professur für Biblische Theologie durch Rainer Kampling dauerhaft besetzt. Zudem gibt es zwei Juniorprofessuren und Gastdozenten.

Erzbischof Koch erklärte, mit dieser Ausstattung könne das Seminar auf Dauer kein ausreichendes Lehrangebot machen. Er berief sich auf die Empfehlung des Wissenschaftsrates, solche Einrichtungen mit vier Lehrstühlen auszustatten. Dies gelte gleichermaßen für katholische Theologie wie für die Pläne für eine islamisch-theologische Hochschuleinrichtung in Berlin, die von der katholischen Kirche unterstützt würden.

Müller sagte, die Hochschulen seien in der Verwendung staatlicher Mittel relativ frei. Für eine bessere Förderung des Seminars für Katholische Theologie setze sich der Senat bereits seit Jahren ein, betonte er. Dies solle nun gemeinsam mit dem Erzbistum "mit Nachdruck" erfolgen. Müller und Koch äußerten sich nach einem Treffen von Senatoren mit Spitzenvertretern des Erzbistums.

Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Die Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale will Erzbischof Heiner Koch nur bei einem verlässlichen Finanzierungskonzept angehen. "Ob mit oder ohne Umbau, es muss relativ sicher gewährleistet sein, wie die Kosten bestritten werden", sagte Koch. Durch das Projekt dürfe keine Situation wie 2003 eintreten, als das Erzbistum wegen Überschuldung vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Die Lage damals sei für viele Katholiken noch heute "traumatisch", so der Erzbischof.

Im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller sagte der Erzbischof, er rechne mit einer Landesförderung der Sanierung, "wie dies bei ähnlichen Projekten an prominenter Stelle" der Fall sei. Das Erzbistum beziffert die Kosten auf 16,8 Millionen Euro bei einer Sanierung und auf 43 Millionen Euro, wenn zusätzlich der Innenraum umgestaltet wird. Koch will bis zum Sommer über das Konzept entscheiden. "Dann werde ich wie Pater Brown mit einem Kirchenmodell durch die Lande ziehen", kündigte er in Anspielung auf Kinofilme mit Heinz Rühmann aus den 1960er Jahren an.

Regelmäßige Konsultationen von Kirche und Berliner Senat

Koch traf am Dienstag erstmals im Rahmen der regelmäßigen Konsultationen von Kirche und Berliner Senat mit dem Regierenden Bürgermeister Müller zusammen. Die gemeinsamen Sitzungen finden in der Regel alle zwei Jahre statt. Koch ist seit rund einem halben Jahr im Amt, Müller übernahm im Dezember 2014 das Amt von Klaus Wowereit.


Quelle:
KNA