Beck legt auch Amt als religionspolitischer Sprecher nieder

Ein konstruktiver Kritiker der Kirchen tritt ab

Mit seiner Forderung nach Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare war der jetzt zurückgetretene Grünen-Politiker Volker Beck für die Kirchen kein einfaches Gegenüber. Geschätzt wurde er dennoch.

Autor/in:
Birgit Wilke
Volker Beck / © Jörg Carstensen (dpa)
Volker Beck / © Jörg Carstensen ( dpa )

"Die Kirchen müssen sich jetzt halt ein bisschen mehr anstrengen", sagte die Grüne Christa Nickels, als sie von der Ernennung Volker Becks zum religionspolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion hörte. Auf Initiative der engagierten Katholikin hatte die Ökopartei diesen Posten Anfang der 1980er Jahre geschaffen. Nickels hatte ihn mit Unterbrechungen über 20 Jahre inne.

Vor gut zwei Jahren bekam der eher als Kirchenkritiker bekannte Beck das Amt. Am Dienstag legte er es - offenbar nachdem Drogen bei ihm gefunden wurden - zusammen mit allen anderen politischen Ämtern nieder. Der 55-Jährige trat 1985 in die grüne Partei ein. Lange Jahre war er Sprecher ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft Schwulenpolitik. 1994 wurde er erstmals über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt und dort rechtspolitischer Sprecher. Von 2002 bis 2103 war er Erster Parlamentarischer Geschäftsführer im Fraktionsvorstand.

Zuletzt war er neben seiner Aufgabe als religionspolitischer auch innenpolitischer Sprecher. Zudem war er Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe des Bundestags. Bundesweit bekannt wurde er, als er Anfang der 1990er Jahre für die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule eintrat. Die rot-grüne Regierung führte schließlich die eingetragene Lebenspartnerschaft ein. Beck selbst verpartnerte sich 2008 offiziell mit dem Manager Jacques Teyssier, der 2009 starb.

Persönlichen Glauben gefunden

Anders als seine Vorgänger - nach Nickels war das Josef Winkler - gehört Beck als religionspolitischer Sprecher keiner Kirche an. Aus der evangelischen Kirche trat er aus. Er selbst sieht sich als "Christ, der aber nicht organisiert ist". Nach Jahren des Zweifels und des Nichtglaubens habe er wieder zu einem persönlichen Glauben gefunden, bekannte Beck vor zwei Jahren in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Zusammen mit der Parteivorsitzenden Simone Peter und der Berliner Landesvorsitzenden Bettina Jarasch saß Beck in einer Kommission, die demnächst ein neues religionspolitisches Konzept vorstellen wollte. Er warnte davor, den Islamverbänden zu viel Einfluss einzuräumen. So sei etwa der Zentralrat der Muslime keine Religionsgemeinschaft, da dieser nicht "bekenntnismäßig organisiert" sei. Zugleich warb er aber dafür, dass der Staat Muslime und Religionsfreie stärker berücksichtigen solle.

Beck bekämpfte jede Form von Antisemitismus. Dafür und für seinen Einsatz für die jüdische Gemeinschaft erhielt er im vergangenen Jahr den Leo-Baeck-Preis. In der Debatte über die traditionelle Beschneidung von jüdischen und muslimischen Jungen stellte er sich 2012 an die Seite der Religionsgemeinschaften.

Kampf für Homosexuellen-Ehe

Immer wieder meldete er sich in den vergangenen Jahren als Kritiker der katholischen Kirche zu Wort, vor allem bemängelte er deren Umgang mit Homosexualität. Von seiner Forderung nach einer grundlegenden Reform des deutschen Staatskirchenrechts rückte er in den vergangenen Jahren zunehmend ab. Die kooperative Trennung von Religion und Staat habe sich grundsätzlich bewährt, sagte er in dem Interview.

In jüngster Zeit lobte Beck die Kirchen für ihren Einsatz für Flüchtlinge. Erst vor wenigen Tagen würdigte er den Berliner Erzbischof Heiner Koch, als dieser einen besonderen Schutz von homosexuellen Flüchtlingen forderte. Beim Thema Bioethik wandte er sich gegen die FDP-Forderung nach Zulassung der verbrauchenden Embryonenforschung.

Und er suchte immer wieder das Gespräch mit Kirchenkreisen und umgekehrt. Viele Kirchenvertreter beeindruckte er mit seinem fundierten Wissen. Er war Gast bei Katholiken- und Kirchentagen und bei kirchlichen Empfängen. Und auch zu Gottesdiensten für Bundestagsabgeordnete ging er genauso selbstverständlich, wie er Bischöfe bei Veranstaltungen der Grünen begrüßte.

 


Quelle:
KNA