Die Vorwahlen in den USA gehen in die heiße Phase

Weichenstellungen am Super-Tuesday

Am Super-Tuesday werden bei den Vorwahlen in den USA ein Viertel der Delegiertenplätze vergeben. Wähler der christlichen Rechten spielen dabei eine entscheidende Rolle - vor allem bei den Republikanern.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Bernie Sanders oder Hillary Clinton: Wer jubelt am Super-Tuesday bei den Demokraten? / © Kamil Krzaczynski (dpa)
Bernie Sanders oder Hillary Clinton: Wer jubelt am Super-Tuesday bei den Demokraten? / © Kamil Krzaczynski ( dpa )

Ted Cruz verfolgt bei den Vorwahlen der Republikaner eine Strategie, die ihm in Texas 2012 in den US-Senat verhalf. Wie vor vier Jahren mobilisiert der Sohn eines aus Kuba eingewanderten Erweckungspredigers auch diesmal wieder die protestantischen Rechten. Das Mitglied der "Southern Baptist" bietet mehrere hundert Pastoren auf, die seine Präsidentschafts-Ambitionen unterstützen und hat eine Armee an Freiwilligen aus evangelikalen Gemeinden, die seine Konkurrenz vor Neid erblassen lässt.

Viele Vorwahlen in den Südstaaten

An diesem Super-Tuesday sollen Cruz diese Truppen im Rennen um die Präsidentschafts-Nominierung ganz nach vorn bringen. Das jedenfalls war einmal der Plan, der durch die neue Abfolge der Vorwahlen begünstigt wird. Erstmals drängte sich eine Anzahl an Südstaaten im Wahlkalender nach vorn und verschafft den Wählern dort ein größeres Gewicht.

Zu den Staaten, die am Dienstag in beiden Parteien rund ein Viertel der Delegierten zu den jeweiligen Wahlparteitagen vergeben, gehören sechs evangelikale Hochburgen im Süden der USA (Anteile an Wählerschaft in Klammern): Alabama (67 Prozent), Arkansas (57 Prozent), Georgia (57 Prozent), Oklahoma (72 Prozent), Tennessee (73 Prozent) und Virginia (44 Prozent). Hinzu kommt Cruz' nicht minder bibeltreue Heimatstaat Texas (51 Prozent).

Eine bedeutsame evangelikale Präsenz findet sich auch in Alaska (37 Prozent), Colorado (36 Prozent) und Minnesota (37 Prozent). Allein in Massachusetts (15 Prozent) spielen die Stimmen der Evangelikalen keine herausragende Rolle. Bei den ersten Vorwahlen in Iowa (61 Prozent) ging Cruz' Kalkül auf. Doch eine Trickserei gegen seinen Konkurrenten Ben Carson nagte an seiner Glaubwürdigkeit. In South Carolina (70 Prozent) erhielt er dafür einen Denkzettel.

Konkurrent Trump

Profitiert hat davon der Presbyterianer Donald Trump, der mit wenig christlichen Versprechen - wie dem Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, der Abschiebung von elf Millionen Einwanderern und der Rückkehr zur Folter im Kampf gegen den Terror - Wahlkampf macht. In South Carolina und zuletzt in Las Vegas holte er die Mehrheit der Evangelikalen und droht Cruz am Superwahltag einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Bis auf Texas liegt Trump in den Umfragen zum Super-Tuesday in allen Staaten vorn, zum Teil zweistellig. Der Katholik Marco Rubio, der nach dem Ausscheiden Jeb Bushs erste Wahl der etablierten Republikaner ist, versuchte in der letzen Debatte vor den Wahlen, Trump als Schein-Konservativen bloßzustellen.

Geringe Chancen für Rubio

Doch seine Nominierungschancen sind ebenfalls gering. Aktuell gibt es keinen Bundesstaat, in dem Rubio vorn liegt. Der Jungsenator aus Florida versäumte es, einen klaren Kontrast zu ziehen. Nach der Kritik von Papst Franziskus an Trumps Einwanderer-Politik stellte er sich nicht auf die Seite des Kirchenoberhaupts, sondern auf die des Rechtspopulisten. Jenseits von Themen wie Abtreibung, Religionsfreiheit und Schutz der Familie steht Rubio auch sonst im Gegensatz zu den Anliegen der katholischen Kirche.

Demokraten eher auf Linie von Papst Franziskus

Franziskus findet seinen größten Fan unterdessen in dem säkularen Juden Bernie Sanders, der die Positionen des Papstes zu Armut und Klima gern als Bestätigung für seine Ansichten zitiert. Doch für den Herausforderer Hillary Clintons bei den Demokraten wird es am Dienstag ähnlich schwer wie für Cruz. Die Methodistin Clinton dominiert - dank ihres Rückhalts in der schwarzen Wählerschaft - die Südstaaten, während Sanders nur seinen Heimatstaat Vermont sicher gewinnen wird. Umkämpft bleiben Colorado, Minnesota und Oklahoma. Außenseiterchancen hat Sanders in Massachusetts.

Bei den Demokraten spielen Themen eine Rolle, die auch dem Papst ein Anliegen sind: Umwelt, Frieden und soziale Gerechtigkeit. Der rechte Radiomoderator Rush Limbaugh erklärte nach der Veröffentlichung der Enzyklika "Laudato si" frustriert, der Papst habe mit dem Dokument gesagt, "Katholiken sollten Demokraten wählen". Traditionell teilen sich die katholischen Stimmen zwischen Republikanern und Demokraten auf.

Eine Außenseiterrolle spielen die beiden im Rennen verbliebenen Republikaner Ben Carson und John Kasich. Sofern Trump und Clinton am Super-Tuesday abräumen, wird es für alle anderen Kandidaten schwer, noch einen realistischen Weg zur Nominierung zu finden.


Quelle:
KNA