Kirche und Politik weisen Kritik von AfD-Chefin zurück

"Frech und unangemessen"

Die Kritik der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry an den Kirchen stößt auf ein scharfes Echo aus Klerus und Politik. Erzbischof Georg Gänswein warnte gar vor einem Zulauf zu populistischen Bewegungen wie der AfD.

 Erzbischof Georg Gänswein warnt vor Populismus (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein warnt vor Populismus / ( KNA )

"Populistisches Handeln hat immer dann große Anziehungskraft, wenn Menschen den Eindruck gewinnen, dass ihre Sorgen und Ängste nicht oder nicht ausreichend ernst genommen werden", sagte Gänswein im Interview mit "Focus Online". Dann sei die "Anfälligkeit, populistischen Strömungen auf den Leim zu gehen, besonders groß, weil mit markigen Worten schnelle Abhilfe aller Probleme versprochen wird". Die Tatsache, dass eine Partei bei Umfragen innerhalb kürzester Zeit zweistellige Werte zu erzielen vermag, müsse "die Alarmglocken läuten lassen".

AfD-Vorsitzende attackierte Kirchen

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hatte zuvor in der "Stuttgarter Zeitung" die Kirchen attackiert. "Ich halte die Position der Kirche in der Flüchtlingspolitik für verlogen", sagte die Chefin der rechtskonservativen Partei der Zeitung. Unter anderem hielt sie den Kirchen vor, sich zu wenig um die Hilferufe der Christen im Nahen Osten zu kümmern. Sie wies auch den Vorwurf des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, zurück, die AfD reiße Gräben in der Gesellschaft auf. Es sei kein guter Stil, dass die Kirche die AfD als menschenverachtend bezeichne und das Gespräch mit der Partei verweigere, kritisierte die AfD-Politikerin.

Auf dem Deutschen Katholikentag im Mai in Leipzig sollen keine Politiker der rechtspopulistischen "Alternative für Deutschland" (AfD) sprechen dürfen. Dies hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Anfang Februar erklärt.

Kardinal Marx spricht von "menschenfeindlichen" Zielen

Kardinal Marx hatte am Mittwoch die rechtspopulistischen Bewegungen gerügt. Sie nutzten Ängste und Verunsicherungen in der Bevölkerung gezielt für ihre "menschenfeindlichen" Ziele aus, sagte Marx im baden-württembergischen Kloster Schöntal auf der Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe. In die politische Debatte müsse Sachlichkeit eintreten, es müsse der Konsens gesucht werden, erklärte er.

Erbischof Gänswein ruft zu religiösem Selbstbewusstsein auf

Gänswein rief die Christen dazu auf, ihre Religion selbstbewusster zu leben: "Es wäre die gute Seite der Medaille, wenn durch die große Flüchtlingswelle, die mehrheitlich muslimisch ist, ein Weckruf, eine Rückbesinnung auf die eigenen religiösen Wurzeln erfolgen würde." Muslime erlebten jedoch überwiegend, dass der Glaube bei den Christen, die sie hier antreffen, kaum eine Rolle spielt. "Tolerant kann nur sein, wer eine klare Überzeugung hat und diese auch lebt", sagte Gänswein, der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist und Papst Franziskus als Präfekt des Päpstlichen Hauses dient.

Grünen-Politiker Beck nimmt Kirchen in Schutz

Derweil hat der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, die Kirchen gegen Vorwürfe der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry in Schutz genommen.

"Petrys Anwürfe gegen die beiden christlichen Kirchen sind frech und unangemessen", erklärte Beck am Donnerstag in Berlin: "Die AfD muss damit leben, dass das Christentum sich nicht für eine chauvinistische Sicht auf die Welt eignet. Wenn sie kritisiert, dass die Bischöfe sich nicht darauf einlassen, verfolgte Christen und Muslime gegeneinander auszuspielen, dann wirft sie ihnen im Kern ihr Christsein vor." Die zentrale Botschaft der Evangelien sei es, sich "nicht nur um die eigenen Leute zu kümmern".


Quelle:
KNA , epd , DR