Caritas-Generalsekretär fordert verbale Abrüstung in Asyldebatte

"Gerede von Staatsversagen völlig unangemessen"

Die Caritas hat dazu aufgefordert, in der Flüchtlingsdebatte einen gemäßigteren Ton anzuschlagen. Konkret reagierte Caritas-Generalsekretär Georg Cremer auf die jüngsten umstrittenen Äußerungen von CSU-Chef Horst Seehofer.

Caritas und Misereor: Kritik an Seehofer / © Paul Zinken (dpa)
Caritas und Misereor: Kritik an Seehofer / © Paul Zinken ( dpa )

Es gebe in Deutschland keinen Zustand der Rechtlosigkeit, so Cremer. Vielmehr erfülle das Land internationale Verpflichtungen zur Aufnahme von Schutzsuchenden. "Auch ist das Gerede vom Staatsversagen, das sich derzeit breitmacht, völlig unangemessen", ergänzte Cremer.

Seehofer hatte in einem Zeitungsinterview im Zusammenhang mit der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung von einer "Herrschaft des Unrechts" gesprochen. Die Bundesregierung selbst äußerte sich zu den drastischen Worten des Parteichefs zunächst nicht. "Ich habe nicht die Absicht, diese Äußerung zu kommentieren", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.

"Leichtfertige Äußerungen"

Caritas-Generalsekretär Cremer sagte: "Alle tragen Verantwortung, die Bewältigung der ohnehin großen Herausforderungen nicht durch leichtfertige Äußerungen, die das politische Klima vergiften, zusätzlich zu erschweren." Staatliche Stellen stünden ebenso wie die Zivilgesellschaft vor einer großen Herausforderung. Es stimme auch nicht, dass ehrenamtliche Helfer staatliche Strukturen ersetzen, sagte Cremer. Es finde eine "anerkennenswerte Zusammenarbeit" statt.

Auch der Hauptgeschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, übte indirekt Kritik an Seehofer. Er empfahl "verbales Fasten" in der Flüchtlingsfrage und riet in den "Aachener Nachrichten" am Aschermittwoch "einem Parteivorsitzenden einer Regierungspartei", auf das Wort "Obergrenze" zu verzichten - "um der Menschen, ihrer Würde und ihres Leidens willen".


Quelle:
KNA