Kardinal Marx dankt Hans-Jochen Vogel

"Beeindruckende Ruhe und Sachlichkeit"

Glückwünsche von der Deutschen Bischofskonferenz - der frühere SPD-Parteivorsitzende und Bundesminister Hans-Jochen Vogel wird 90 Jahre alt. Kardinal Reinhard Marx dankt ihm für sein Engagement in Kirche und Gesellschaft.  

Lob und Dank für Hans-Jochen Vogel / © Andreas Gebert (dpa)
Lob und Dank für Hans-Jochen Vogel / © Andreas Gebert ( dpa )

"Die katholische Kirche in Deutschland ist Ihnen dankbar, dass Sie in Ihrem gesamten politischen Leben immer aus dem christlichen Menschenbild heraus argumentiert haben", heißt es in dem Gratulationsschreiben.

"Was in der frühen Sozialdemokratie unseres Landes für manchen überraschend war, bleibe für Vogel bis heute normal: als Katholik politisches Engagement und die eigene Glaubensüberzeugung öffentlich zu leben“, so Kardinal Marx.

"Besondere Stütze"

Er denke dabei auch an die politische Lebensleistung Vogels. Dazu gehörten auch schwierige Momente, so Marx unter anderem mit Blick auf die Terrorakte der RAF wie der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer und der Lufthansa-Maschine "Landshut":

"In einer der dunkelsten Stunden der Bundesrepublik Deutschland mussten Sie schwerwiegende und folgenschwere Entscheidungen treffen, als Terror unser Land heimsuchte und Sie als Bundesminister der Justiz in beeindruckender Ruhe und Sachlichkeit dem damaligen Bundeskanzler eine besondere Stütze waren."

Einsatz für Holocaust-Überlebende

Das Internationale Auschwitz-Komitee und die Jugendbegegnungsstätte Oswiecim würdigten anlässlich des Geburtstags Vogels Einsatz für Holocaust-Überlebende. Vogel habe die Überlebenden ermutigt, neue Wege nach Deutschland zu finden und die Deutschen bei ihrer Aufarbeitung der NS-Geschichte ernst zu nehmen, betonte Christoph Heubner, Vize-Exekutivpräsident der Überlebendenorganisation. 

"Viele Schicksale Überlebender haben ihn immer wieder zu sehr persönlicher und diskreter Hilfe bewegt", so Heubner. Für die Überlebenden sei Vogel zu einem der "bedeutendsten Repräsentanten eines offenen und demokratischen Deutschlands geworden".

"Erster praktizierender Katholik"

Leszek Szuster, Direktor der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim, nannte Vogel einen der Gründerväter der seit bald 30 Jahren bestehenden Einrichtung. "Die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen und vor allem ein enges Kennenlernen zwischen Jugendlichen aus beiden Ländern waren immer eines seiner großen politischen Anliegen", sagte er.

Der Arbeitskreis Christinnen und Christen in der SPD teilte mit, dass Vogel "der erste praktizierende Katholik" in der Partei gewesen sei. "Auf Deinem politischen Lebensweg hast Du in beeindruckender Weise gezeigt, was sozialdemokratisches Handeln aus dem Geist des Evangeliums bedeutet", so der Arbeitskreis, dem auch der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie die Kirchen- und Religionsbeauftragte der SPD-Fraktion, Kerstin Griese, angehören.

"Gelungenes Verhältnis zwischen Staat und Kirche

Bis heute engagiert sich Vogel gesellschaftlich, unter anderem als Gründungsvorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen - Für Demokratie".

Zu Tagungen der Katholischen Akademie in Bayern kommt er gerne, wenn es sein Gesundheitszustand zulässt, und beteiligt sich dann auch an aktuellen Debatten. Als Katholik und Jurist hält der SPD-Politiker das Staat-Kirche-Verhältnis in Deutschland für gelungen, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur einmal sagte. Es sprächen gute Gründe dafür, daran festzuhalten. Dabei schließe er die Kirchensteuer und die "aus der Weimarer Verfassung übernommenen Regelungen des Grundgesetzes" mit ein. 


Quelle:
DBK