US-Bischöfe fordern nach Trump-Äußerung Religionsfreiheit ein

"Der Vorschlag lässt alle Alarmglocken läuten"

Die katholischen Bischöfe in den USA gehörten nicht zu den Ersten, die sich zu Donald Trumps Angriffen auf Muslime zu Wort meldeten. Jetzt setzten sie sich dafür umso entschiedener für deren Rechte ein.

Autor/in:
Thomas Spang
...den Republikaner Donald Trump. / ©  Jim Lo Scalzo (dpa)
...den Republikaner Donald Trump. / © Jim Lo Scalzo ( dpa )

Die Verteidigung der Religionsfreiheit in den Vereinigten Staaten gehört zu den Prioritäten der katholischen Bischofskonferenz (USCCB). Auf ihrer Webseite finden sich zahlreiche Informationen zu den Bedrohungen dieses fundamentalen Rechts in den USA. Bislang sahen die Bischöfe dieses vor allem durch die sogenannte Homo-Ehe und Obamas Gesundheitsreform infrage gestellt.

Um ihren Sorgen diesbezüglich Nachdruck zu verleihen, organisierten konservative Katholiken während des Papst-Besuchs in Washington den Empfang der fundamentalistischen Standesbeamtin Kim Davis aus Kentucky durch Franziskus in der Nuntiatur. Vor diesem Hintergrund wunderten sich einige US-Medien, warum die Bischöfe zunächst still hielten, als Donald Trump forderte, keine Muslime mehr in die USA einreisen zu lassen.

Eine Reporterin der Washington Post sprach den Erzbischof von Miami, Thomas Wenski, vergangene Woche auf das Schweigen an. Wenski, der in der US-Bischofskonferenz für das Thema Religionsfreiheit zuständig ist, wies den Eindruck als unzutreffend zurück.

"Das ist eindeutig ein Mangel an Zivilisiertheit", so Erzbischof Thomas Wenski

Die Bischöfe hätten in ihrer jüngst beschlossenen Erklärung zu den Wahlen einen "zivilen und respektvollen Dialog" gefordert. "Das ist eindeutig ein Mangel an Zivilisiertheit", so Wenski mit Blick auf die Forderung Trumps. Es habe in der Vergangenheit nicht an Warnungen durch die Bischöfe gemangelt. "Erst als Leute wie Trump begonnen haben, Schüsse abzufeuern, ist dies ein öffentliches Thema geworden."

Am Montag wandte sich auch der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph E. Kurtz aus Louisville im US-Bundesstaat Kentucky, gegen die implizite Unterstellung der Medien, den Bischöfen gehe es beim Thema Religionsfreiheit letztlich nur um ihre eigenen Anliegen.

Die US-Amerikaner "müssen sich Hass und Verdächtigungen widersetzen", so Wenski

Ohne Namen zu nennen, verurteilte Kurtz die anti-muslimischen Ausfälle Trumps und anderer scharf. Die US-Amerikaner "müssen sich Hass und Verdächtigungen widersetzen, die zu einer Politik der Diskriminierung führen", forderte der Erzbischof. "Eine Politik der Angst und feurige Reden bereiten fruchtbaren Boden für Extremisten und pflastern den Weg in eine geteilte, ängstliche Zukunft." Der Vorsitzende der Bischofskonferenz mahnte die Katholiken, gemeinsam mit Protestanten, Muslimen, Juden und anderen Gläubigen Widerstand "gegen Gewalt zu leisten, die in deren Namen verübt wird".

Klare Worte fand auch der Vorsitzende des Ad-hoc-Komitees für Religionsfreiheit der USCCB, Erzbischof William Lori aus Baltimore. Der Vorschlag Trumps, der "eine ganze Religion" diskriminiere, müsse "alle Alarmglocken läuten lassen".

Bis zu diesen Reaktionen hatten vor allem zwei Kirchenoberhäupter Zeichen gesetzt: Der Bischof von Indianapolis, Joseph W. Tobin, der sich demonstrativ über einen von Gouverneur Mike Pence angeordneten Aufnahmestopp für syrische Flüchtlinge in seinem Bundesstaat hinwegsetzte, und der Erzbischof von Detroit, Allen Vigneron, der sich für die Muslime in seiner Diözese stark machte.

Über Aufnahmestopp für Flüchtlinge hinweggesetzt

Zwar gebe die Kirche aus gutem Grund keine individuellen Wahlempfehlungen, schrieb Erzbischof Vigneron an seine Priester, allerdings müsse sie sich "zur Moralität dieses wichtigen und weitreichenden Themas der religiösen Freiheit zu Wort melden". Der Muslim-Bann Trumps zerstöre "das Fundament der Moral, auf dem wir stehen".

Mit Verzögerung hatten auch die größte protestantische Kirche, die Southern Baptist, und die Mormonen Position bezogen. Die Religionsgemeinschaften müssten „für andere einstehen, damit sie nicht den Anschein erwecken, als wollten sie nur die eigenen Rechte sichern“, sagt der Experte für Religionsfreiheit an der Washington University von St. Louis, John Inazu. Andernfalls werde ihre Glaubwürdigkeit beim Kampf für dieses Grundrecht infrage gestellt.

Spätestens seit der Erklärung des Bischofskonferenzvorsitzenden Kurtz sollte kein Zweifel mehr daran bestehen, wo die US-Oberhirten stehen: Sie gehören zu den Befürwortern einer offenen Flüchtlingspolitik und zu den Verteidigern der Rechte der Muslime in den USA.

 


Quelle:
KNA