Bundestagspräsident sieht großen Einfluss der Kirchen auf Politik

Das Wort hat Gewicht

Bundestagspräsident Norbert Lammert hält die Position der christlichen Kirchen in der deutschen Politik weiter für bedeutsam. Gerade wenn es um Fragen zum Anfang und Ende des Lebens gehe, sei ihr Einfluss auf die politische Willensbildung auffällig hoch.

Politik und Kirche im Dialog: Bundestagspräsident Lammert, Bundeskanzlerin Merkel und Kardinal Marx (v.l.) / © Wolfgang Kumm (dpa)
Politik und Kirche im Dialog: Bundestagspräsident Lammert, Bundeskanzlerin Merkel und Kardinal Marx (v.l.) / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Das sagte der Christdemokrat am Montagabend in Essen. Dies habe erneut der Ausgang der Sterbehilfe-Debatte im Bundestag gezeigt. Der Katholik Lammert äußerte sich beim diesjährigen Albertus-Magnus-Tag der katholischen akademischen Verbände im Bistum Essen.

Sorgen um Islamisierung unbegründet

Sorgen vor einer Islamisierung Deutschlands wies der Parlamentspräsident zurück. "Mich erschreckt der Minderwertigkeitskomplex, den die haushohe Mehrheit der Christen gegenüber der kleinen Minderheit der Muslime hat." Mit vier Prozent sei ihr Anteil an der Bevölkerung gering. Zudem seien weniger von ihnen institutionell gebunden als vermutet. Der Politiker betonte die Notwendigkeit, Flüchtlinge über die Grundlagen des Zusammenlebens in Deutschland in Kenntnis zu setzen. "Man kann nicht erwarten, dass sie mit einer arabischen Ausgabe des Grundgesetzes zu uns kommen", unterstrich Lammert.

Einheit der Christen nicht durch Bemühen der Amtskirche

Der Bundestagspräsident glaubt ferner nicht an die Fähigkeit der Amtskirchen, die Einheit der Christen wieder herzustellen. "Dieser Veränderungsprozess wird von unten kommen", sagte er. Schon früher hatte der CDU-Politiker die Trennung von Katholiken und Protestanten als überholt bezeichnet. Zwar sei Papst Franziskus' Ermunterung zu einer gemeinsamen Kommunion in konfessionell gemischten Ehen ermutigend, so Lammert bei der Tagung der katholischen akademischen Verbände im Bistum Essen. "Aber auch die Amtszeit von Päpsten ist begrenzt."

Der Katholik forderte die Christen auf, für sich zu entscheiden, ob die konfessionellen Unterschiede die Teilung der Christen rechtfertigen. "Ich glaube das nicht." Die katholische Kirche habe ihre während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) beschlossene Selbstverpflichtung bisher nicht eingelöst, kritisierte der Parlamentspräsident. Im Konzilsdekret über den Ökumenismus war es als Hauptaufgabe der bezeichnet worden, "die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen".

 


Quelle:
KNA