Katholische Kirche würdigt Helmut Schmidt

"Glauben und Religion mit Sympathie und Respekt begegnet"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat den verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt gegenüber domradio.de gewürdigt und ihm für seinen unermüdlichen Einsatz gedankt. Auch Kardinal Marx und Hamburgs Erzbischof Heße kondolierten.

Rainer Maria Kardinal Woelki (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( dpa )

"Auch wenn Helmut Schmidt alles andere als ein Vorzeigemessdiener war und sich selber als distanzierter Christ bezeichnete, so hat er sich nie die Frage des Kirchenaustrittes gestellt, weil für ihn Kirche der Kitt war, der eine Gesellschaft zusammenhält.", sagte Woelki in einer ersten Stellungnahme. Schmidt habe einmal gesagt, er würde nicht beten, aber das Vaterunser würde er im Herzen tragen.

"Von daher wundert es mich nicht, dass Schmidt sich in der Schale des kühlen Hanseaten und engagierten Realpolitikers vielleicht wohl gefühlt hat, in seinem Kern aber ein Mensch war, für den das Gemeinwohl ganz weit oben stand und dessen ganzes politisches Handeln von christlichen Werten durchdrungen war. Nicht umsonst war er bis ins hohe Alter für viele von uns eine anerkannte moralische Instanz. Wir alle sind dem Altbundeskanzler zu großem Dank verpflichtet. Ich bete für Helmut Schmidt und bin als Christ überzeugt, dass er im Himmel den Frieden finden wird, um den er hier auf Erden immer gerungen hat.", so der Kölner Erzbischof.

Kardinal Marx ehrt Helmut Schmidt, als "einen Politiker mit Weitblick"

Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz sprach Kardinal Marx dem SPD-Parteivorsitzenden, Bundesminister Sigmar Gabriel, seine Anteilnahme aus. "In dieser Stunde des Abschieds verneigen wir uns vor einem Bundeskanzler, der dem Glauben und der Religion mit Sympathie und Respekt begegnete. Wir sind dankbar für einen großen Staatsmann und werden an den Verstorbenen und seine Familienangehörigen im Gebet denken", so Kardinal Marx in der Kondolenz.

"Der Verstorbene stand den Kirchen unseres Landes stets nahe und setzte besonders hohe Erwartungen in sie als moralische und gesellschaftliche Impulsgeber. Wir sind dankbar, dass Helmut Schmidt in den vielen Jahren seines politischen Lebens immer wieder öffentlich betont hat, dass sein Wirken durch das christliche Menschenbild geprägt sei", so Kardinal Marx.

Wichtiger Faktor zur Stabilisierung Europas

Dank des entschiedenen und persönlichen Einsatzes von Bundeskanzler Schmidt habe die Bundesrepublik Deutschland die Wirtschaftsrezession der 1970er Jahre auf insgesamt gute Weise überstanden. Existenziell und als politisch-moralisch geprägte Persönlichkeit sei der Bundeskanzler in der Zeit des RAF-Terrors gefordert worden und habe damals auch schwerwiegende Entscheidungen fällen müssen, die ihn noch viele Jahre lang belastet hätten. Mit Freimut und der Bereitschaft auch zu Unpopulärem betrieb er eine Sicherheits- und Abrüstungspolitik, die letztlich zu großen Erfolgen führte, erinnert Kardinal Marx in der Würdigung.

Das Zusammenwachsen Deutschlands als Teil eines vereinten Europas sei ihm so wichtig gewesen, dass er die "Deutsche Nationalstiftung" gründete, deren Ehrenvorsitzender er bis zu seinem Tod war. Durch die persönliche Freundschaft mit Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing verbesserte er die deutsch-französischen Beziehungen nachhaltig und trug vielgestaltig zu einer Stabilisierung Europas bei. "Helmut Schmidt suchte immer wieder den Dialog mit den Kirchen. Wir haben ihn als offenen und ehrlichen Gesprächspartner erlebt", so Kardinal Marx.

Erzbischof Heße erinnert an Schmidt`s Wirken für die Stadt Hamburg

Als "eine der zentralen Persönlichkeiten in der Geschichte der Bundesrepublik" hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße Altbundeskanzler Helmut Schmidt gewürdigt. Auch sein Wirken für die Stadt Hamburg bleibe unvergessen. "Bis zuletzt hat Helmut Schmidt durch klare Worte zur politischen Meinungsbildung im Land beigetragen", sagte Heße. "Seine Betrachtungen zum Verhältnis von politischer Verantwortung und persönlichem Glauben habe ich stets mit großem Gewinn wahrgenommen."


Quelle:
DBK