Kolumbien: Katholische Kirche bietet Hilfe bei Vermittlung an

"Wir stehen immer bereit"

Die katholische Kirche in Kolumbien will zwischen Regierung und Guerillatruppen vermitteln. Vor wenigen Tagen waren bei einem mutmaßlichen Attentat der linksgerichteten ELN-Guerilla zwölf Soldaten gestorben.

Kolumbiens Präsident Santos / © Orlando Barria (dpa)
Kolumbiens Präsident Santos / © Orlando Barria ( dpa )

Mit ihrer Vermittlung will die katholische Kirche die Freilassung mehrerer verschleppter Soldaten erreichen. "Wir stehen immer bereit, und wenn es die beteiligten Parteien wünschen, gehen wir dahin, wo es notwendig ist, um die Soldaten abzuholen", sagte der Erzbischof von Cali, Dario de Jesus Monsalve, dem Sender "Bluradio".

Präsident Juan Manuel Santos hatte nach dem gewaltsamen Tod der Soldaten eine Militäroffensive gegen die ELN angeordnet. Die Soldaten waren in der ländlichen Gemeinde Güicán, rund 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogotá, in einen Hinterhalt geraten. Die Regierung sprach von einem "Terrorakt".

Vorbereitung von Friedensgesprächen

Die ELN wurde 1964 von Studenten, katholischen Radikalen und linken Intellektuellen aus Protest gegen die Armut der Kleinbauern gegründet. Eine prägende Rolle in der Bewegung, die sich an marxistischen und christlichen Werten orientiert, spielte der Priester und Befreiungstheologe Camilo Torres. Das Verhältnis von Marxismus und Christentum kommentierte er mit dem Satz: "Warum sollen wir streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist?" Torres starb 1966 bei Kämpfen mit Regierungstruppen. Seit einigen Monaten gibt es Gespräche zwischen der Regierung und der ELN, die in offiziellen Friedensgesprächen enden sollen. 

Anders ist das mit der linken Farc: Mit der weitaus größeren der beiden Guerillaorganisationen (Farc steht für Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia, "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") verhandelt die Regierung seit Ende 2012 in Kuba über die Beilegung des seit über 50 Jahren andauernden Konflikts. Diesem sind schon mehr als 220 000 Menschen zum Opfer gefallen. Am 23. September kam es bei den Gesprächen zu einem historischen Handschlag zwischen Präsident Santos und dem Anführer der Farc-Rebellen, Rodrigo Londoño.

Friedensvertrag mit FARC bis März

Zwischen kolumbianischem Militär und den Farc-Rebellen des Landes sollen spätestens ab 1. Januar 2016 die Waffen ruhen. Präsident Juan Manuel Santos hatte das als "Weihnachtsgeschenk" für die Bürger vorgeschlagen. Bis März soll mit der Farc ein Friedensvertrag ausgehandelt sein. So soll es im Rahmen einer Sonderjustiz für geständige Militärs und Guerilleros maximal acht Jahre Gefängnis geben für schwere Verbrechen, die in dem Konflikt verübt worden sind. Der Vertrag müsste dann noch in einem Referendum vom Volk gebilligt werden.

Bisherige Rebellen sollen die Möglichkeit zur legalen politischen Betätigung erhalten. Laut Experten verfügt die Farc noch über rund 8000 Kämpfer, sie hat aber bereits angekündigt, die militärische Ausbildung einzustellen. Santos hatte auch die weitaus kleinere ELN dazu aufgerufen, dem Beispiel zu folgen - nach der jüngsten Eskalation droht aber neues Blutvergießen zwischen ELN und Militär.


Quelle:
KNA