Polens Primas ruft zur Wahlteilnahme auf

"Moralische Pflicht"

Die katholische Kirche in Polen hat die Bürger des Landes zur Teilnahme an der Parlamentswahl an diesem Sonntag aufgerufen. Es sei die "Pflicht" jedes Bürgers, seine Stimme abzugeben, sagte Polens Primas Wojciech Polak.

Wahlen in Polen / © Pawel Supernak (dpa)
Wahlen in Polen / © Pawel Supernak ( dpa )

Er wünsche sich, dass die künftigen Parlamentarier ihr Vaterland ebenso liebten wie jeden Menschen in Polen. Das sagte Polak am Sonntag im westpolnischen Gniezno (Gnesen), dem Sitz seines Erzbistums.

Die Politiker sollten für das Gemeinwohl arbeiten, so Polak. Wichtige Themen seien etwa "Gesundheit, Bildung und unser Platz in Europa und der Welt". Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, der Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki, appellierte nach der Stimmabgabe in Rom ebenfalls an seine Landsleute, wählen zu gehen und für Polen zu beten.

Papst Franziskus sieht Wahlen als "moralische Verpflichtung"

Danzigs Erzbischof Slawoj Leszek Glodz sagte laut örtlichen Medienberichten, Polen brauche "mehr gesellschaftliche Harmonie" und "weniger Floskeln und Quasselei". Er hoffe auf eine Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent. "Wählen ist eine patriotische Pflicht. Ich erfülle sie immer", wird er zitiert.

In einem vor einer Woche landesweit in den Gottesdiensten verlesenen Hirtenbrief hieß es, die Katholiken sollten getreu ihres Gewissens wählen und dabei auf das Gemeinwohl und den Schutz jedes Menschenlebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod achten. Die Bischöfe verweisen auf Papst Franziskus. Dieser hatte im Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" eine "moralische Verpflichtung" zur "Teilnahme am politischen Leben" betont.

In den Umfragen liegt die kirchenfreundliche rechtskonservative Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit deutlich vor den regierenden Rechtsliberalen. Das kirchenkritische Linksbündnis droht den Einzug ins Parlament zu verpassen. Für Parteienbündnisse gilt in Polen eine Acht-Prozent-Hürde, für einzelne Parteien die Fünf-Prozent-Hürde. Bei der Parlamentswahl 2011 lag die Wahlbeteiligung bei nur 49 Prozent.


Quelle:
KNA