Katholikenausschuss ruft zu Engagement gegen "Hogesa"-Versammlung auf

"Ein friedliches Zeichen setzen"

Nach einem Gerichtsbeschluss dürfen sich die "Hooligans gegen Salafisten" am kommenden Sonntag in Köln nur versammeln, nicht marschieren. Zu einem friedlichen Zeichen gegen die Versammlung rief bei domradio.de Hannelore Bartscherer auf.

Absperrband bei "Hogesa"-Demonstration am 26.10.14 in Köln / © Caroline Seidel (dpa)
Absperrband bei "Hogesa"-Demonstration am 26.10.14 in Köln / © Caroline Seidel ( dpa )

domradio.de: Am Sonntag soll ein klares Zeichen gegen Rechts in Köln gesetzt werden, wie sieht die Beteiligung der Kirchen aus?

Hannelore Bartscherer (Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln): Die christlichen Kirchen sind alle in dem Bündnis "Köln stellt sich quer" dabei. In dem Bündnis ist ebenfalls der "Rat der Religionen" involviert, was in dieser Form neu ist. Ich empfinde es als gutes Zeichen, wenn die Religionsgemeinschaften hier in Köln sagen, dass sie sich gemeinsam gegen die "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) stellen wollen.

domradio.de: Wie soll der Tag insgesamt aussehen?

Hannelore Bartscherer: Es wird verschiedene Veranstaltungen geben, die zeitlich noch aktualisiert werden. Denn wir wissen immer noch nicht genau, was Hogesa überhaupt erlaubt sein wird und was dann am kommenden Sonntag tatsächlich stattfindet. Darauf wollen wir dann reagieren. Aber wir wollen auch jeden Fall nicht nur reagieren, sondern auch agieren. Es werden Bühnen aufgebaut, auf denen ein buntes Programm für ein Willkommen, für ein Miteinander und für den Frieden in dieser Stadt angeboten wird.

domradio.de: Die Kundgebung von "Köln stellt sich quer" soll im Kunibertsviertel stattfinden. 2014 hatte es dort die meisten Ausschreitungen gegeben. Wie ist sichergestellt, dass es in diesem Jahr nicht zu Gewaltausschreitungen kommt?

Hannelore Bartscherer: Da wir gute Gründe haben, davon auszugehen, dass in diesem Viertel in diesem Jahr keine Hogesa-Demonstration stattfindet, haben wir uns überlegt, genau deswegen im Kunibertsviertel vor der Kunibertskirche eine Bühne zu bespielen. Wir möchten den Menschen dort unsere Solidarität zeigen. Wir möchten zeigen und sagen, dass wir darum wissen, was hier im letzten Jahr passiert ist und möchten alles tun, um so etwas nie wieder stattfinden zu lassen bzw. den Menschen ein Dankeschön zu sagen. In diesem Jahr hoffen wir, dass alles anders sein wird.

domradio.de: Es ist schon ein Jahr her, aber die Erinnerungen sind noch recht frisch an das, was Köln damals erschüttert hat. Was ging in Ihnen vor, als Sie jetzt gehört haben, dass die Demonstration von Hogesa nicht komplett abgesagt wurde - sie dürfen zwar nicht laufen aber sich dennoch versammeln?

Hannelore Bartscherer: Das Demonstrationsrecht in unserem Land ist ein hohes Gut. Demokratie in unserem Land ist die bestmögliche Staatsform und wir sind in Freiheit aufgewachsen und dürfen uns in Freiheit bewegen. Wir dürfen unsere Meinung äußern und das muss für alle gelten. Natürlich finde ich es problematisch, wenn Freiheit zu Auswüchsen wie im vergangenen Jahr oder am vergangenen Wochenende führt. Dort hat sich bei dem Attentat auf Kölns Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker ein Mensch das Recht herausgenommen, andere zu verletzen oder gar töten zu wollen. Für mich sind das Dinge, die schwer zu ertragen sind. Ich sage ganz deutlich, dass die Grenzen der Demokratie uns nicht von anderen aufgezeigt werden können. Wir leben in einem freiheitlichen Staat und sind in der Lage, auch gegenteilige Meinungen auszuhalten. Aber: Wir setzen uns ein und zeigen der Gewalt, dem Hass, der Ausgrenzung und allen fundamentalistischen Ausströmungen, die es gibt, die rote Karte. Ich denke, dass wir viele, viele Mitgestalter und Unterstützer an unserer Seite haben. Dass die Kölner Polizei gesagt hat, die Hogesa-Demonstranten sollen ein Lauf-Verbot erhalten, empfinde ich als gutes Signal.

domradio.de: Und wir können uns mit denjenigen solidarisch zeigen, die im letzten Jahr betroffen waren?

Hannelore Bartscherer: Das ist meine Bitte an Kirchengemeinden und Verbände und alle interessierten Menschen. Setzen Sie doch bitte alle am 25. Oktober als Stadtgesellschaft ein machtvolles Zeichen hier in Köln. Viele, viele Menschen kommen nach Köln in die Innenstadt und zeigen, dass sie für ein freiheitliches, friedliches, freundliches und willkommen-heißendes Köln für alle Menschen aller Ethnien, Rassen und Religionen stehen.

domradio.de: Sie sagten, dass ein konkreter Zeitplan noch nicht feststeht, oder?

Hannelore Bartscherer: Ich gehe davon aus, dass ab 14 Uhr auf allen Bühnen ein Programm stattfindet. Das ist unsere Generalrichtung. Die genauen Uhrzeiten werden sicherlich noch nachgeliefert.

Das Interview führte Silvia Ochlast


Quelle:
DR