Bischof Feige distanziert sich von AfD-Parolen

Absage an Extremismus in der Flüchtlingsdebatte

Gewalt gegen Flüchtlinge und Drohungen gegen Politiker sorgen weiterhin für Empörung. Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige wandte sich am Mittwoch gegen eine geplante Demonstration der "Alternative für Deutschland".

AfD-Demonstration in Erfurt am 07.10.2015 / © Martin Schutt (dpa)
AfD-Demonstration in Erfurt am 07.10.2015 / © Martin Schutt ( dpa )

Am Mittwochabend soll in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt ein Demontrationszug stattfinden. "Wir distanzieren uns von den sogenannten 'Verteidigern des christlichen Abendlandes'", erklärte Feige zusammen mit dem Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

Bischof Feige und BDKJ kritisieren, dass sich "rassistisches Gedankengut unter dem Deckmantel der 'Besorgnis vor Überfremdung' als gesellschaftsfähig etabliert hat". Wörtlich heißt es in der Erklärung weiter: "Wir mahnen alle Bürgerinnen und Bürger, nicht aus Verunsicherung und Angst auf diese Parolen hereinzufallen." Sowohl vor dem christlichen als auch vor einem humanistischen Hintergrund müsse den Flüchtlingen dringend geholfen werden.

Träger des Deutschen Buchpreises spricht von "Umbruch in Deutschland"

Frank Witzel, neuer Träger des Deutschen Buchpreises, sprach von einem großen Umbruch, den Deutschland derzeit durchlebe. Mit seinem Buch wolle er Verständnis wecken für Menschen, die mit den Umbrüchen und Wandlungen der Gesellschaft klarkommen und eine Identität entwickeln müssten, so Witzel auf der Frankfurter Buchmesse. Er war am Montagabend für sein Buch "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" mit dem Preis ausgezeichnet worden.

Nach Einschätzung des Soziologen Heinz Bude gibt es in der Mitte der Gesellschaft viel Verbitterung. Es handle sich oft um gebildete Menschen, die das Gefühl hätten, unter ihren Möglichkeiten geblieben zu sein aufgrund von Bedingungen, die sie selbst nicht hätten kontrollieren können, sagte er im Deutschlandfunk. Etwa 10 Prozent der Deutschen gehörten derzeit zu dieser Art "Hassbürger", so Bude weiter. Das Milieu könne jedoch wachsen.

Besserer Schutz von Flüchtlingseinrichtungen gefordert

Unterdessen forderten der Deutsche Städte- und Gemeindebund und die Deutsche Polizeigewerkschaft wirksamere Sicherheitsmaßnahmen und einen besseren Schutz von Flüchtlingseinrichtungen. Außerdem wird in einem gemeinsamen Papier, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, mehr Personal für Kommunen und Polizei gefordert. Die Polizei mahnte, Gewalt innerhalb der Flüchtlingsunterkünfte konsequent zu verfolgen.

"Es ist notwendig, alle Möglichkeiten für einen besseren Schutz der Menschen, die in unser Land geflohen sind, möglichst effektiv zu nutzen und auszubauen", betonte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, in Berlin. Zudem sei es dringend notwendig, Regeln und Werte zu kommunizieren: "Die Menschen müssen wissen, was sie bei uns dürfen und was sie nicht dürfen."

Die deutsche Wohnungswirtschaft forderte einen konkreten Handlungsplan für die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen. Der Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, warnte in Berlin davor, "die Fehler der Vergangenheit" zu wiederholen. Baugenehmigungen müssten schneller erteilt, die Wohnungsversorgung in den Kommunen zur Chefsache erklärt werden, sagte er.

 


Quelle:
KNA