Pfarrgemeindemitglied über Merkels Besuch

Mehr Menschlichkeit für Marxloh

Bildung für die Kinder und Gesundheitsversorgung für die Migranten - diese Themen brannten den Marxlohern beim Besuch der Kanzlerin auf der Seele. Mit dabei war Manfred Schornstein aus der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul. Ein domradio.de-Interview.

Angela Merkel am 25.8.15 zu Besuch in Duisburg-Marxloh (dpa)
Angela Merkel am 25.8.15 zu Besuch in Duisburg-Marxloh / ( dpa )

domradio.de: Was waren die häufigsten Fragen und Anliegen der Marxloher?

Manfred Schornstein (Kath. Gemeinde St. Peter und Paul, Duisburg-Marxloh): Die Marxloher haben vor allem Fragen gestellt, bei denen es um die Bildung der Kinder ging. Angela Merkel war sehr angetan von dem Thema. Sie hat sich zum Beispiel dafür ausgesprochen, dass die Rumänen und Bulgaren, die hierher kommen, frühzeitig eine Art Schulbildung bekommen - noch bevor sie überhaupt gemeldet sind. 

Frau Merkel hat auf mich einen sehr positiven Eindruck gemacht. Sie war sehr nahbar. Ich habe jetzt ein ganz anderes Bild, als das, was ich vorher aus dem Fernsehen hatte. 

domradio.de: Waren die Menschen aufgeregt?

Schornstein: Wir waren alle aufgeregt. Frau Merkel hatte aber auch auf jede Frage nach kurzer Überlegung eine vernünftige Antwort. Wir behandeln ja zum Beispiel hier in Marxloh jeden Donnerstag freiwillig Migranten, die keine Krankenversicherung haben. Und sie hat schon auch gesagt, dass sie gegen diese Situation im Moment nichts machen kann. Außerdem hat sie ja auch einen Rundgang durch Marxloh gemacht und dabei gesehen, dass von einer No-go-Area hier keine Rede sein kann. Da wird leider auch sehr stark übertrieben. 

domradio.de: Hat Angela Merkel Versprechen gemacht?

Schornstein: Sie hat gesagt, dass sie sich ernsthaft um das Thema Bildung kümmern will. Und das war glaubhaft. Sie hat natürlich auch gesagt, dass sie nicht aus dem Stehgreif Regeln schaffen kann. Das leuchtet mir auch ein. 

domradio.de: Was glauben Sie, was so ein Bürgergespräch bringt?

Schornstein: Viel. Ich muss sagen, heute morgen noch beim Vorgespräch, bei dem sie ja nicht dabei war, habe ich davon gar nichts gehalten. Als wir dann das Gespräch mit der Kanzlerin hatten, war ich aber sehr positiv überrascht. Ich glaube schon, dass sich etwas ändern wird. 

domradio.de: Was müsste sich Ihrer Meinung nach am ehesten ändern?

Schornstein: Ich will nicht sagen, dass alle zurück zur Kirche kommen sollten - obwohl ich ein sehr gläubiger Mensch bin. Aber man sollte mehr an Menschlichkeit denken. Die Einwanderer, die hierher kommen, sind ja auch Menschen. Die haben teilweise eine schlimme Vergangenheit, da muss ihnen doch geholfen werden. Man kann doch nicht nur meckern. Ich wünsche mir, dass das soziale Engagement in Marxloh gefördert wird. Das hat sie uns zugesagt.

 

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR