NRW-Ministerpräsidentin Kraft besucht Israel

Bleibende Verantwortung

Das Gedenken an die Shoah muss sich laut der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verändern. Ohne Zeitzeugen brauche es eine neue Erinnerungskultur, sagt Kraft im domradio. Sie besucht zurzeit Israel.

Hannelore Kraft (dpa)
Hannelore Kraft / ( dpa )

domradio.de: Sie sprechen vor Ort auch über das Verhältnis von Deutschland und Israel, zwei enge Verbündetet. Welche Rolle spielt da eigentlich Nordrhein-Westfalen? 

Hannelore Kraft (Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen): Wir haben in diesem Jahr das Jubiläum 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen, das ist etwas ganz besonderes und Nordrhein-Westfalen ist stolz darauf, bei den Anfängen mit dabei gewesen zu sein. Vielfältigste Verbindungen, die aufgebaut worden sind und über die Jahre getragen haben, insbesondere natürlich über Johannes Rau eine ganz besondere Qualität entwickelt haben. Alle meine Vorgänger und auch ich selbst reisen regelmäßig nach Israel, aber auch in die palästinensischen Gebiete.

domradio.de: Eigentlich stand bei Ihnen heute ein Besuch bei Staatspräsident Rivlin auf dem Programm. Der wurde kurzfristig abgesagt. Was steht jetzt auf dem Plan?

Kraft: Sie haben ja in den Medien verfolgen können, dass es hier verschiedenste Vorfälle gab, dass hier jetzt natürlich der Staatspräsident gefordert ist. Das ist verständlich, dass er den Termin absagen musste. Ich habe allerdings noch weitere politische Gespräche, auch mit dem Oppositionschef. Meine Themen sind nicht nur die Beziehungen zu Israel auf der politischen Ebene, sondern auch, wie verändert sich eigentlich unsere ganze Kultur des Gedenkens auf beiden Seiten, da die Zeitzeugen in Zukunft nicht mehr da sein werden. Wie gehen wir damit um? Ich beschäftige mich mit dem Thema der Erinnerungskultur und natürlich auch mit wirtschaftspolitischen Themen. Ich bin hier heute mit Start Up-Unternehmen aus Israel zusammen. Das ist ja eine Start Up Region, die sich sehen lassen kann und da interessiert mich auch der wirtschaftliche Aspekt.

domradio.de: Sie besuchen auch Yad Vashem, das Holocaust-Zentrum in Israel, wie wichtig ist es Ihnen als deutsche Politikerin sich damit auseinander zu setzen?

Kraft: Wir haben da aus Nordrhein-Westfalen heraus eine lange Tradition, wir haben eine enge Verbindung zu Yad Vashem und auch einen Vertrag. Wir schicken regelmäßig Lehrerinnen und Lehrer hierher, um sie dort auszubilden, damit gerade die Erinnerung an die Shoah auch wachgehalten wird, damit wir unserer Verantwortung hier auch in Zukunft gerecht werden können.  

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR