KAB: Organisationen der Kirche müssen kampagnenfähiger werden

Gipfel der Alternativen

Kurz vor dem G7-Treffen veranstalten kirchliche Organisationen und Umweltinitiativen einen Alternativgipfel in München. Rainer Forster von der KAB kritisiert, dass sich nicht mehr kirchliche Organisationen beteiligen.

Alternativer Protest (dpa)
Alternativer Protest / ( dpa )

domradio.de: Ihr "Alternativgipfel" wird hoffentlich ein bisschen kostengünstiger als das Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs, oder?

Rainer Forster (Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Erzbistum München-Freising im Erzbistum München-Freising): Ja, unser Gipfel kostet den Steuerzahler überhaupt nichts. Wir organisieren das ja mit Mitgliedsbeiträgen bzw. über Spenden. Die Aktionen, wo die KAB beteiligt ist, sind für den Steuerzahler kostenlos.

domradio.de: Aber die hohen Kosten sind ja nicht der einzige Grund, warum Sie als KAB gegen die G7 demonstrieren?

Forster: Natürlich nicht, die Politik der G7 richtet sich ja zunehmend gegen die aufstrebenden Länder, der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, Anm. d. Red.) und auch gegen die Entwicklungspolitik. Alles, was man mit der Politik oder mit Entwicklungshilfe versucht, in den Ländern des Südens aufzubauen, wird mit einer neoliberalen Handelspolitik wieder zerstört. Da versuchen wir Alternativen aufzuzeigen und auch Werbung für das alternative Handelsmandat zu machen, das die KAB mitunterstützt.

domradio.de: Hinter dem "Alternativgipfel" stehen viele Nicht-Regierungsorganisationen, aber auch die Oppositionsparteien im Deutschen Bundestag. Haben Sie nicht Sorge, sich mit ihrem Engagement zu parteipolitisch zu positionieren?

Forster: Der Entwicklungshilfeminister Gerd Müller ist am Samstag eben auch in München mit dabei, der ist von der CSU. Wir sehen hier natürlich in erster Linie die Position, die die KAB vertritt, die wollen wir nach außen tragen, wenn das Parteien unterstützten, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Es ist ja leider so, dass die Politik, die in vielen Wahlprogrammen auch von SPD/CDU/CSU stehen, mit der Realpolitik  relativ wenig zu tun haben. Wir von der KAB versuchen hier ein deutliches Signal zu setzen, was ist katholische Soziallehre, was ist zukunftsfähige Politik. Wir freuen uns natürlich, wenn Parteien das mit aufnehmen.

domradio.de: Zu den Unterstützern des Alternativgipfels gehören zwar auch christliche Hilfswerke, wie Misereor und "Brot für die Welt", aber ansonsten halten sich die kirchlichen Organisationen eher zurück - wie erklären Sie sich das?

Forster: Ja, programmatisch müsste zum Beispiel der BDKJ hier auf alle Fälle mit dabei sein. Warum es nicht geklappt hat, das weiß ich auch nicht. Das müssen Sie dann letztendlich in den Organisationen selber fragen. Wir haben versucht, hier auf Diözesanebene nur den BDKJ mit ins Boot zu holen, aber das war alles relativ knapp. Bis man das dann durch die Gremien hat, ob man sich da beteiligt... Da müssen die Organisationen der Kirche auch noch kampagnenfähiger werden.

domradio.de: Die Hauptveranstaltungstage des "Alternativgipfels" sind Mittwoch und Donnerstag in München. Worauf richtet sich dabei Ihr Hauptaugenmerk?

Forster: Thematisch sind es die drei Positionen: TTIP stoppen, Armut bekämpfen und Klima retten. Das sind die drei Themen, mit denen wir reinmarschieren in die Münchner City.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR