Caritas im Erzbistum Köln begrüßt Arbeitsreform

"Verehrlichung der Verhältnisse"

Der Caritasverband im Erzbistum Köln begrüßt die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts. Nun gebe es keine Automatismen mehr, erklärt Caritasdirektor Frank Hensel. Über Kündigungen werde von Fall zu Fall entschieden.

Ein Caritas-Mitarbeiterin kümmert sich um Kinder (KNA)
Ein Caritas-Mitarbeiterin kümmert sich um Kinder / ( KNA )

domradio.de: Was bedeutet die Arbeitsreform praktisch, zum Beispiel für das Erzbistum Köln?

Dr. Frank Johannes Hensel (Caritasdirektor im Erzbistum Köln): Ich kann mir vorstellen, dass ein Handlungsdruck aus Situationen herausgenommen wird, der bis jetzt sofort gesehen wurde, wenn bestimmte Ereignisse eintraten. Das war das Eingehen einer Lebenspartnerschaft, wenn sie eingetragen wurde oder eine zweite zivile Eheschließung.

Das waren Dinge, die automatisch einen Gedanken bis hin zur Kündigung aufrufen mussten, das durchzugehen. Das ist jetzt anders aufgesetzt. Das hat keine solchen Automatismen.

Man kann sogar diskutieren, ob es sie je in dieser Form hatte. Jedenfalls wurde es so wahrgenommen und war auch zivilrechtlich zuletzt auch nur äußerst schwer durchsetzbar. Ich glaube, wir haben an der Stelle jetzt sogar eine Verehrlichung von Verhältnissen und ich glaube auch einen ganz vernünftigen Umgang, den wir jetzt mit den neuen Regelungen einüben können.

domradio.de: Das heißt bisher hat es Prozesse in Gang gesetzt. Inwiefern profitieren denn wiederverheiratet Geschiedene von dem neuen Arbeitsrecht?

Hensel: Es hat keinen Automatismus. Jemand, der sich wiederverheiratet, kann eventuell eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung für einen neuen Lebenspartner treffen zu einer Zeit und an einem Ort, die die Dienstobliegenheiten gar nicht gefährdet, tangiert, stört oder irritiert. Das kann aber auch anders sein, dass es zum Beispiel bis in die Dienstgemeinschaft hinein wirkt, weil man sich nicht um seinen ehemaligen Partner kümmert, wie man sich zu kümmern hätte, weil man mit der neuen Partnerschaft schlecht oder rufschädigend umgeht. Dann hat das ein anderes Gewicht.

domradio.de: Die Bischöfe haben ihren Entschluss heute bekanntgegeben, ist er damit schon rechtskräftig?

Hensel: Nein, jeder Bischof kann in seiner Diözese diesen Beschluss umsetzen oder auch abändern oder nicht einsetzen, wenn er ihn nicht einsetzt, dann gilt die alte Ordnung weiter.

domradio.de: Wie sehen die Chancen für das Erzbistum Köln aus? Erzbischof Woelki hat sich da sich da ja schon positiv geäußert?

Hensel: Exzellent.

domradio.de: Wie wichtig ist diese Reform des kirchlichen Arbeitsrechtes, um zum Beispiel in Zukunft genügend Personal für Caritas und Kirche zu bekommen? Spielt das eine Rolle?

Hensel: Ja, das vermag ich gar nicht vorauszusehen. Es ist natürlich so, dass die Kirche als Arbeitgeber und die Caritas als kirchliche Arbeitgeber im Grunde auch große Beliebtheiten haben wegen einer Besonderheit: normale Tariflöhne, in der Regel keine "Hire und Fire"-Mentalitäten. Irgendwie stand aber immer im Hinterkopf bei der Lebensführung da ist so ein "Kinken". Wenn einem da mal etwas schief geht, dann schlägt das sofort zu. Das war zwar auch nicht so, aber es stand in den Papieren durchaus naheliegend so drin, dass man darauf kommen konnte. Das ist jetzt anders. Ich könnte mir vorstellen, dass das jetzt besser erklärt werden kann, warum man sich von dem ein oder anderem eventuell mal als ultima ratio wird trennen müssen - aber das es nicht das ist, was einem als erstes einfällt, wenn jemand einen Bruch in seinem Leben erfährt.

domradio.de: Also es wird von Fall zu Fall genau entschieden?

Hensel: Richtig.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR