Deutsche Gemeinde in Zypern blickt auf Wahl im Nordteil

Zaghafte Hoffnung

Die Wahl in Nordzypern weckt auch bei der deutschen Gemeinde Hoffnungen auf eine Annäherung der beiden Inselteile. Im domradio.de-Interview blickt Pfarrer Lindheimer auf den Wahlsieger Mustafa Akinci.

Mustafa Akinci mit Familie (dpa)
Mustafa Akinci mit Familie / ( dpa )

domradio.de: Wie groß ist denn Ihre Hoffnung auf eine Aussöhnung der beiden Landesteile nach der Wahl?

Pfarrer Dieter Lindheimer (Evangelische Kirche deutscher Sprache in Zypern mit Sitz in Limassol): Die Hoffnung ist sehr geteilt, die Deutschen, die hier seit über 30 Jahren leben, sagen: "Das haben wir schon zigmal erlebt und das wird wieder nichts." Anders sieht es bei unseren Freunden aus, die mit jüngeren Leuten aus dem griechischen Teil verheiratet sind. Sie sagen: "Es ist völlig gleichgültig, welche Lösung wir finden - wir müssen eine Lösung finden und dieser Mann ist jemand, auf den wir große Hoffnung setzen."

domradio.de: Nordzypern hat sich für einen Kandidaten entschieden, der sich für eine Wiedervereinigung ausspricht. Wie hat denn der griechische Kollege darauf reagiert?

Pfarrer Lindheimer: Ausgesprochen froh und dankbar. Es sieht danach aus, dass die beiden sich sehen werden. Man muss dazu wissen, dass Mustafa Akinci bislang Bürgermeister von Nord-Nikosia war. In dieser Eigenschaft hat er bereits zugesehen, welche Verbindungen die beiden Stadtteile Nikosias finden können. Alleine deswegen ist man sehr froh, einen Kandidaten zu haben, mit dem vernünftig gesprochen werden kann.

domradio.de: Wie drückt sich denn die Teilung des Landes in Ihrem Alltag aus?

Pfarrer Lindheimer: Es ist ähnlich, wie es früher in der Bundesrepublik war: Im normalen Alltag merken wir es kaum, denn ich lebe hier in Limassol (Republik Zypern im Südteil der Insel, Anm.d.Red.). Ich sehe zwar die Flüchtlinge aus dem Nordteil, aber in meinem eigenen Arbeitsalltag merke ich die Teilung nicht. Ich merke es nur, wenn ich selbst interessiert daran bin, wie es eigentlich im Nordteil zugeht. Dann habe ich eine Grenze, die eigentlich erschreckend ist.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR
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