Justizminister Maas nennt Brand in Flüchtlingsheim "beschämend"

Aufklärung in Tröglitz gefordert

In Tröglitz machen Rechtsextremisten seit Monaten Front gegen Asylbewerber. Jetzt hat es in einem künftigen Flüchtlingsheim gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.

Ausgebranntes Dach in Tröglitz (dpa)
Ausgebranntes Dach in Tröglitz / ( dpa )

Im sachsen-anhaltischen Tröglitz hat es in der Nacht zum Samstag in einer künftigen Flüchtlingsunterkunft gebrannt. Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde.

Durch den Brand wurde der gesamte Dachstuhl des Mehrfamilienhauses zerstört. Die beiden Deutschen, die derzeit als einzige das Haus bewohnen, konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der entstandene Schaden liege ersten Schätzungen zufolge im sechsstelligen Bereich, teilt die Polizei mit.

Bürgermeister trat nach Drohungen zurück

In dem 2.700-Einwohner-Dorf im Burgenlandkreis machen Rechtsextremisten seit Monaten massiv Front gegen Flüchtlinge, die dort in Wohnungen untergebracht werden sollen. Vor vier Wochen war der ehrenamtliche Ortsbürgermeister Markus Nierth zurückgetreten, nachdem die NPD vor seinem Privathaus aufmarschieren wollte. Nierth hatte dafür geworben, die Flüchtlinge willkommen zu heißen.

Der mutmaßliche Brandanschlag sorgt deutschlandweit für Empörung.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) rief die Bürger dazu auf, Position zu beziehen gegen Rechtsextremismus. "Wo immer Rechtsextreme Stimmung machen gegen Ausländer, müssen wir gemeinsam dagegen halten", sagte Maas der "Welt am Sonntag".

Bundesweite Empörung

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner erklärte in Berlin, Anschläge und gewaltsame Übergriffe auf Flüchtlinge seien auch eine Folge von Hetzkampagnen gegen Schutzsuchende und von rechtspopulistischen Diffamierungen. Er forderte "null Toleranz bei Gewalt gegen Menschen". Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) betonte, bei so viel Unmenschlichkeit helfe nur noch ein Aufstand der Anständigen vor Ort und mehr Weitsicht der Zuständigen im Land.

Auf seiner Facebook-Seite erklärte der Tröglitzer Ex-Bürgermeister, er sei fassungslos, traurig und wütend zugleich.

Der Brand sei eine bleibende Schande für Tröglitz, "die uns nun mit Mölln und Hoyerswerda in eine Reihe bringt und noch viele unabsehbare Folgen haben wird", schrieb Nierth. Davon werde sich der Ort wohl nie erholen. Er rief zugleich die Einwohner des Ortes auf, den Flüchtlingen "jetzt erst recht" leerstehenden Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Für den Nachmittag hat eine Bürgerinitiative, die sich für die Flüchtlinge einsetzt, zu einer Demonstration und einer Lichterkette in dem Ort aufgerufen.


Quelle:
dpa