Jüdischer Jugendkongress debattiert Fragen zu Extremismus

Sicherheit im Fokus

Ein "Must-Go" heißt es auf der Seite der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden über den Jüdischen Jugendkongress in Berlin, der am Donnerstagabend beginnt. Das Treffen ist nach Angaben der Veranstalter restlos ausgebucht, die Warteliste lang.

Autor/in:
Anna Mertens
Wie sicher sind Juden in Deutschland? (dpa)
Wie sicher sind Juden in Deutschland? / ( dpa )

Der Kongress wird alljährlich vom Zentralrat der Juden in Deutschland und der Zentralwohlfahrtsstelle organisiert. Das Treffen steht in diesem Jahr unter dem Motto "50 Jahre Diplomatische Beziehungen Deutschland-Israel". Von Donnerstagabend bis Sonntag werden rund 350 Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland im Alter zwischen 18 und 35 Jahren in Berlin zusammenkommen, diskutieren, beten und feiern.

Grund für den Andrang dürfte neben der Historie und Gästen wie dem Zentralratsvorsitzenden Josef Schuster, dem israelischen Botschafter Jakov Hadas-Handelsman, oder dem Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, vor allem die Frage nach der Zukunft und Sicherheit für Juden in Deutschland und Europa sein.

Die jüngsten Anschläge auf Juden in Paris und Kopenhagen haben bestehende oder aufkeimende Ängste bei vielen verstärkt. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin verschickt ihre Mitgliederzeitschrift "Jüdisches Berlin" künftig nicht mehr unverpackt, sondern in einem neutralen Umschlag, um möglichen Anfeindungen gegen mehr als zehntausend Gemeindemitglieder vorzubeugen. Zur Sorge über wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft, wie er bei Protesten gegen den Gaza-Krieg im vergangenen Jahr sichtbar wurde, kommt die Furcht vor extremistischen Anschlägen.

Bundesregierung: Jüdisches Leben gehört zu Deutschland

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte die Juden vor dem Hintergrund der Anschläge jüngst zur Auswanderung nach Israel auf. Die Terrorwelle werde weitergehen, warnte Netanjahu, der sich mitten im Wahlkampf für eine erneute Amtszeit befindet. Der Zentralratsvorsitzende Schuster wies den Vorschlag vergangene Woche zurück. Er sehe keinen Grund zur Auswanderung.

Regierungssprecher Steffen Seibert bekräftigte, dass jüdisches Leben zu Deutschland gehöre. Die Bundesregierung tue alles dafür, dass Antisemitismus und Extremismus in der Gesellschaft keinen Platz fänden. Zudem verwies er darauf, dass Bundeskanzlerin Angela Merkels (CDU) bereits bei der Großkundgebung gegen Antisemitismus im vergangenen September in Berlin ihre Freude über das wieder aufblühende jüdische Leben in Deutschland bekundet habe. Dies sei mit Blick auf die Vergangenheit keine Selbstverständlichkeit.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte nach einem Treffen mit Schuster am Dienstagabend: "Sofern sich Hinweise auf eine konkrete Gefährdung von Personen oder jüdischen Einrichtungen ergeben, werden sofort Maßnahmen ergriffen." Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gingen jedem Hinweis mit größter Sorgfalt nach. "Wir lassen uns das wiederaufgebaute jüdische Leben in Deutschland nicht durch Terroranschläge wieder zerstören", bekräftigten de Maizière und Schuster gemeinsam.

Auch der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, der in der Deutschen Bischofskonferenz die Unterkommission "Fragen des Judentums" betreut, hält nichts von Netanjahus Auswanderungsappell. Es gehe darum, wachsam zu sein und alles zu tun, um Angriffe aller Art zu verhindern, sagte Mussinghoff der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Darüber hinaus dürfe die deutsche Gesellschaft nicht müde werden zu erinnern und aufzuklären. Die jüdische Jugend müsse dabei in jeder Hinsicht unterstützt werden.

Sicherheit als Hauptthema beim Jugendkongress

Sicherheit ist beim Jugendkongress in vielerlei Hinsicht Thema. Verfassungsschutzpräsident Maaßen spricht am Freitag über "Extremismus, Militanz, Gewalt - Gefahren für die innere Sicherheit". Am Samstag gibt es zahlreiche Workshops unter anderem zu den Beziehungen zwischen Israel und den arabischen Staaten, dem "Islamischen Staat" (IS) oder zu Antisemitismus in der arabischen Community.

Die Sicherheitsvorkehrungen für alle Teilnehmer sind hoch. Leider sei das für jüdische Veranstaltungen ein Muss, erklärte die Sprecherin der Zentralwohlfahrtsstelle, Heike von Bassewitz. Womöglich müsse in diesem Jahr der Schutz noch verstärkt werden.


Quelle:
KNA