Kanzlerin erneut beim Papst

Gegeneinladung nach Deutschland

Papst Franziskus hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Privataudienz empfangen. Merkel sprach nach dem Treffen von einer "großen Freude".

Merkels zweite Privataudienz bei Papst Franziskus / © Maurizio Brambatti (dpa)
Merkels zweite Privataudienz bei Papst Franziskus / © Maurizio Brambatti ( dpa )

Die Begegnung Merkels mit Papst Franziskus dauerte gut 40 Minuten und damit ungewöhnlich lange. Nach Angaben der Kanzlerin ging es vor allem um die deutsche G7-Präsidentschaft. "Es war eine große Freude, den Papst zu treffen", sagte sie bei einem anschließenden Besuch der katholischen Basisgemeinschaft Sant Egidio.

Merkel lud Franziskus bei dem Treffen zum Gegenbesuch nach Deutschland ein. Das bestätigte der Sprecher des Vatikan, Federico Lombardi, der Katholischen Nachrichten-Agentur.

"Begegnung war bereichernd"

Laut Merkel war die Begegnung mit dem Papst bereichernd. Mit Blick auf die Bemühungen zur Lösung des Ukraine-Konfliktes sagte sie, der Papst habe ihr Mut gemacht, dabei "entschieden und entschlossen" vorzugehen.

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand demnach neben internationalen Konflikten die Armutsbekämpfung. Aus der vatikanischen Mitteilung zu dem Gespräch geht hervor, dass Merkel und der Papst auch über Menschenrechte und Religionsfreiheit sowie die "Bedeutung spiritueller Werte für den sozialen Zusammenhalt" sprachen.

Geldspende für Flüchtlingskinder

Als Geschenk überreichte die Kanzlerin dem Papst eine CD-Sammlung mit Werken des protestantischen Komponisten Johann Sebastian Bach und ein Buch über die Impfkampagne Gavi von Microsoft-Gründer Bill Gates - Deutschland unterstützt dies Kampagne mit 600 Millionen Euro. Außerdem überbrachte Merkel eine Geldspende der Bundesregierung für Flüchtlingskinder im Nahen Osten. Franziskus bedankte sich auf Deutsch.

Der Papst schenkte der Kanzlerin eine Medaille mit dem Bildnis des Heiligen Martin. Diese Medaille verschenke er gern an Regierungschefs, so Franziskus, weil der ausgebreitete Mantel des Heiligen sie an die Schutzfunktion für ihre Völker erinnere. Darauf sagte Merkel: "Wir werden versuchen, unser Bestes zu geben." Zudem überreichte der Papst der Kanzlerin eine deutsche Ausgabe seines Apostolischen Schreibens "Evangelii gaudium".

Besuch der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio

Im Anschluss an die Begegnung mit Papst Franziskus traf die Bundeskanzlerin mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zusammen. Dann besuchte sie den Sitz der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio im römischen Stadtviertel Trastevere. Diese engagiert sich besonders für den interreligiösen Dialog und die Obdachlosenhilfe. Dort traf die Bundeskanzlerin mit dem Gründer von Sant'Egidio, Andrea Riccardi, zusammen.

Außerdem sprach Merkel mit der deutschen Botschafterin am Heiligen Stuhl, Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Schavan, die einst als enge Vertraute Merkels galt, hatte im Zuge eines Plagiatsskandals ihren Doktortitel verloren und war von ihrem Regierungsamt zurückgetreten. Seit vergangenem Sommer vertritt die frühere CDU-Politikerin die Bundesrepublik im Vatikan.

Zweite Privataudienz und drittes Treffen

Es war Merkels zweite Privataudienz bei Papst Franziskus. Zudem hatte die protestantische CDU-Politikern den Papst bei seiner Amtseinführung im März 2013 kurz getroffen. Der Bitte um eine Privataudienz folgte dem Vernehmen nach auch diesmal ungewöhnlich rasch die Einladung. Offensichtlich hat Merkel großes Interesse an der Weltsicht des Papstes aus Argentinien, und er scheint die Erfahrung der derzeit mächtigsten Politikerin des Alten Kontinents zu schätzen.

Franziskus gewährte ihr im Mai 2013 - entgegen diplomatischen Gepflogenheiten - kurz vor der Bundestagswahl eine erste Audienz. Sie habe Franziskus als einen "vielseitig interessierten, sehr gut informierten Mann kennengelernt, als einen Geistlichen, der sehr den Menschen und ihren Sorgen zugewandt ist", sagte Merkel damals nach einem knapp einstündigen Gespräch.


Quelle:
KNA