Satire-Magazin in Deutschland schon ausverkauft

Stundenlanges Warten auf "Charlie Hebdo" meistens vergebens

Run auf "Charlie Hebdo" in Deutschland: Die erste Ausgabe des französischen Satiremagazins nach dem Terroranschlag von Paris war am Samstag in Berlin, Hamburg und anderen Städten binnen Minuten ausverkauft.

"Charlie Hebdo" war auch in Deutschland sehr begehrt (dpa)
"Charlie Hebdo" war auch in Deutschland sehr begehrt / ( dpa )

Auf der Jagd nach dem begehrten Heft wurden die meisten Interessierten am frühen Morgen enttäuscht. Die Kioske und Geschäfte waren nur mit einer extrem limitierten Stückzahl beliefert worden, andere bekamen gar keine Exemplare und mussten Kunden vertrösten. Dutzende Menschen harrten nachts teils stundenlang vor den noch geschlossenen Läden aus, nur um dann mit leeren Händen nach Hause zu gehen.

Vor einer Buchhandlung im Berliner Hauptbahnhof warteten gegen 05.00 Uhr etwa 100 Menschen, um ein Heft zu kaufen. Doch lediglich die ersten beiden waren erfolgreich: Das Geschäft hatte nur zwei Exemplare geliefert bekommen. Die Glücklichen hatten eigenen Angaben zufolge bereits um Mitternacht Stellung bezogen. Sie wollten selbst sehen, warum sich die Leute so aufregen, sagten Kenny Rebenstock und Nico Hirte einem Fotografen der Deutschen Presse-Agentur. Im gesamten Hauptbahnhof der Hauptstadt gab es nach seinen Recherchen nur 14 Hefte. Alle waren auf Französisch und kosteten vier Euro.

Zeitschriften-Käufer: "Ich hatte Glück"

Auch am Hamburger Hauptbahnhof wurde der Engpass spürbar. Vor einem Buch- und Zeitschriftengeschäft standen mehr als 60 Leute geduldig in einer Warteschlange. Um kurz nach 6.00 Uhr öffnete der Verkäufer schließlich die Türen und ließ die ersten sieben Wartenden in den Laden. Dann hieß es schon: "Wir sind ausverkauft!". "Ich hatte wohl einfach gutes Timing - und natürlich ein bisschen Glück", sagte Friedemann Simon, der sich als Erster eine der sieben raren Ausgaben sichern konnte.

Die Redaktion des Magazins war vor gut einer Woche Ziel eines Anschlags. Zwölf Menschen kamen ums Leben, der Großteil davon Mitarbeiter der Zeitschrift. Teils sehr derbe frühere Mohammed-Karikaturen von "Charlie Hebdo" gelten als Hintergrund des Angriffs mutmaßlich islamistischer Terroristen.

Heftige Demonstrationen gegen Mohammed-Karikaturen

Das Titelbild der jüngsten Ausgabe zeigt unter der Schlagzeile "Alles ist vergeben" dennoch erneut eine Zeichnung Mohammeds. In mehreren islamischen Ländern führte dies nach den Freitagsgebeten zu teils heftigen Protesten. Im afrikanischen Niger zündeten aufgebrachte Muslime ein französisches Kulturzentrum an, drei Kirchen wurden geplündert. In Zinder im Süden des Landes waren nach Angaben des Innenministeriums vier Menschen getötet und 50 verletzt worden. In der Hauptstadt Niamey seien am Samstag zwei Kirchen angezündet worden, berichtete der Journalist Birahim Ousmane am Telefon. Die Bevölkerung des Wüstenstaates ist überwiegend muslimisch.

Auf dem Tempelberg in Jerusalem versammelten sich Hunderte Palästinenser. Laut palästinensischer Nachrichtenagentur Maan wurde eine französische Flagge verbrannt. In der südpakistanischen Stadt Karachi kam es bei Protesten zu schweren Zusammenstößen. In der algerischen Hauptstadt Algier demonstrierten Tausende gegen "Charlie Hebdo".


Quelle:
dpa