Bischof Feige verurteilt Pegida

"Erscheinungen makaber"

Schwarz-rot-goldene Kreuze und "Wir sind das Volk"-Rufe bei den Pegida-Demonstrationen: Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige findet solche Erscheinungen makaber.

Bischof Gerhard Feige (dpa)
Bischof Gerhard Feige / ( dpa )

Mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprach der 63-Jährige in Magdeburg über den Umgang mit der antiislamischen Bewegung, die Ängste der Demonstranten und den Einsatz der Kirche für Flüchtlinge.

KNA: Herr Bischof, warum engagiert sich die Kirche nachdrücklich für Flüchtlinge?

Feige: Die Kirche war von Anfang an ausgerichtet auf Menschen aller Nationen und Sprachen. Christen müssen nicht nur einander beistehen, sondern allen Menschen in Not. Das ist unsere ureigene Aufgabe. 

KNA: In der Krisenregionen etwa Syriens und des Irak werden Christen besonders verfolgt. Muss ihnen vorrangig geholfen werden?

Feige: Wir sind offen für Menschen aller Konfessionen und Religionen. Das haben wir etwa in den Vergaberichtlinien des Flüchtlingshilfsfonds festgeschrieben, den das Bistum Magdeburg vor einem Jahr angelegt hat. Dabei unterstützen wir natürlich besonders auch vertriebene Christen.

KNA: Was sagen Sie zu den Dresdner Pegida-Demonstrationen und ihren Ablegern?

Feige: Damit habe ich meine Schwierigkeiten. Auf jeden Fall sehe ich sie nicht als Ausdruck unseres christlichen Glaubens. Wenn man mit schwarz-rot-goldenen Kreuzen durch die Gegend läuft und das christliche Abendland retten will, dann erscheint mir das makaber. Schließlich ist Gott für uns Christen kein "Stammesgott" oder "Nationalmythos". Gerade zu den christlichen Werten gehören Barmherzigkeit, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft, und nicht, Vorurteile zu schüren oder Ängste zu pflegen.

KNA: Sollte die Kirche dazu stärker Position beziehen?

Feige: Wichtig ist zunächst einmal der Dialog, wenn er denn möglich ist. Das könnte hilfreicher sein, als sich nur schroff davon zu distanzieren. Dabei ist es wichtig festzustellen, aus welchen Gründen die Demonstranten kommen. Es ist oft ein Sammelsurium von unterschiedlichen Motiven und Argumenten.

KNA: Wie kommt bei Ihnen als früherem DDR-Bürger der Slogan der friedlichen Revolution "Wir sind das Volk" an, wenn er auf Pegida-Demonstrationen zu hören ist?

Feige: Das Motto in diesem Zusammenhang empfinde ich ebenfalls als makaber. Es stand früher für die Sehnsucht nach Freiheit, Demokratie und Mitverantwortung. Ich kann nicht sehen, dass es ein angemessener Ausdruck ist für das, was auf den Demonstrationen abläuft.

KNA: Wie erklären Sie sich, dass Pegida vor allem in Ostdeutschland so starken Zulauf hat?

Feige: Sicher hängt es mit der Entwicklung nach 1989 zusammen, dass sich manche, selbst wenn sie einigermaßen situiert sind, als Verlierer empfinden. Es könnte mit eine Ursache sein für die Angst, dass durch Zuwanderer der soziale Abstieg noch stärker wird.


Quelle:
KNA