Kardinal Marx warnt vor Folgen der Reproduktionsmedizin

"Leben kann man nicht kaufen"

Für eine lebensbejahende Haltung spricht sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx in dem vorab verbreitetem Redemanuskript seiner Silvesterpredigt im Münchner Liebfrauendom aus. Gleichzeitig warnt er vor der künstlichen Produktion von Leben.

Kardinal Reinhard Marx (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / ( KNA )

Mit Blick auf die Reproduktionsmedizin warnt der Münchner Kardinal Reinhard Marx davor, dass "das Wunder des Lebens und der Weitergabe des Lebens zur Produktion von Leben" wird. Leben könne "man nicht kaufen, menschliches Leben ist nicht unser Eigentum, unser Produkt, das wir nach unseren Wünschen herstellen", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Werde etwa die Entstehung menschlichen Lebens von der Begegnung von Mann und Frau getrennt und auf Leihmütter übertragen, sei "die uns vom Schöpfer gesetzte Grenze überschritten", betont der Erzbischof von München und Freising.

Das Leben als Geschenk Gottes

Die Familie, "in der Frau und Mann füreinander einstehen und offen sind für das Geschenk des neuen Lebens", bleibe die "wichtigste Gemeinschaft für die Zukunft unserer Gesellschaft", so Marx. Das unwiderrufliche Ja-Wort zum Leben, das Gott in der Geburt Jesu gegeben habe, gelte für alle Bereiche des Daseins. "Das Leben ist ein kostbares Geschenk und wir sind aufgefordert, diese Gabe anzunehmen und zu unserer Aufgabe zu machen. Als Christen sind wir lebensfroh und lebensbejahend."

Wie der Anfang, so liege "auch das Ende unseres Lebens nicht in unserer Hand", unterstreicht Kardinal Marx. Christen müssten "alles tun, damit Menschen schmerzfrei und nicht alleine sterben". Die Kirche sei aufgerufen, ihre Anstrengungen im Bereich der Palliativversorgung und der Hospize zu verstärken und ihre Einrichtungen entsprechend auszustatten. Zur prinzipiellen Bejahung des Lebens zähle auch "das Ja zum behinderten Leben, zu dem Leben, das bedroht ist durch Krieg und Terror, Leben, das traumatisiert und verängstigt ist". In diesem Zusammenhang erinnert der Erzbischof auch an die Herausforderung durch Flüchtlinge, für die es auch im neuen Jahr gemeinsame Anstrengungen der Pfarreien, der karitativen Verbände, des Staates und der gesellschaftlichen Gruppen brauche.

Das unwiderrufliche Ja zum Leben muss nach Ansicht von Kardinal Marx auch im gemeinsamen Projekt Europa zum Ausdruck kommen. Der Erzbischof verweist auf die Rede von Papst Franziskus in Straßburg, wonach Europa mehr zu bieten haben müsse als wirtschaftliche Erfolge. Vielmehr solle die europäische Gemeinschaft "ein Bezugspunkt sein für eine bessere, eine humanere Welt".

Warnung vor Ignoranz

Eindringlich warnt Marx vor einem Rückfall "in Engstirnigkeit, Nationalismus und Eigeninteressen". Entscheidend sei dagegen die "Solidarität mit den Armen, den Schwachen, den Flüchtlingen, den Arbeitslosen, besonders den arbeitslosen Jugendlichen in vielen Ländern Europas. Das geht auch uns in Deutschland etwas an." Für eine solche grenzübergreifende Solidarität stehe auch der christliche Glaube, der "zur Seele Europas" gehöre, so Marx. Christen müssten sich "noch stärker für dieses Projekt Europa engagieren und einsetzen und es nicht denen überlassen, die Schritt für Schritt dieses gemeinsame Haus zur Ruine verkommen lassen".


Quelle:
KNA