Politik und Kirchen streiten weiter über Pegida

Dialog: Ja oder nein?

Die Demonstrationen der islamkritischen Initiative Pegida sorgen weiter für heftige Diskussionen bei Politikern und Kirchenvertretern.  

Pegida-Demo in Dresden  (dpa)
Pegida-Demo in Dresden / ( dpa )

Die Demonstrationen der islamkritischen Initiative Pegida sorgen weiter für Diskussionen. Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl appellierte am Sonntag an die Politik, sich keine Agenda aufzwingen zu lassen. "Wer nach rechts schielt und seine Politik danach ausrichtet, leitet Wasser auf die Mühlen der Rechten", sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt in Frankfurt am Main.

Friedrich macht Merkel verantwortlich 

Die Organisation bezog sich damit auf Kritik von Unions-Fraktionsvize Hans-Peter Friedrich (CSU) an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Friedrich hatte Merkels politischen Kurs mitverantwortlich für das Erstarken von Pegida gemacht.

Unterdessen bekräftigte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, seine Kritik an den Pegida-Demonstrationen. "Es ist unerträglich, wenn Menschen da auf die Straße gehen gegen noch Schwächere", sagte der bayerische Landesbischof im Deutschlandfunk. Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus müsse man "klar verurteilen".

Begegnungsräume mit Flüchtlingen schaffen 

Zugleich nannte Bedford-Strohm es unzureichend, "einfach nur dagegen zu schießen". Stattdessen müsse man überlegen, "wie können wir diesen Mensch klarmachen, dass die Angst, aus der heraus sie offensichtlich da auf die Straße gehen, eben nicht berechtigt ist?" Der EKD-Ratsvorsitzende bezeichnete es als aussichtsreichsten Weg zur Überwindung der Konfrontationen, "dass wir mit Flüchtlingen Begegnungsräume schaffen, dass Menschen wirklich Flüchtlinge kennenlernen".

Schäuble fordert bessere Aufklärung 

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) forderte die Politik auf, den Nutzen von Zuwanderung besser zu erklären. "So wie uns nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen Flüchtlinge und Vertriebene beim Aufbau unseres Land genützt haben und später die Gastarbeiter, so brauchen wir auch heute Zuwanderung", sagte Schäuble der "Bild"-Zeitung (Samstag).

"Aber natürlich müssen wir mit Zuwanderern auch zusammenleben. Das wird unseren Alltag verändern, aber nicht verschlechtern, sondern meistens verbessern", betonte der Politiker. Gleichzeitig räumte Schäuble ein, dass der islamistische Terror viele Bürger ängstige: "Wovor sich die Menschen zu Recht fürchten, ist nicht der Islam, sondern der islamistische Terror."

Türkische Gemeinde gegen Dialog 

Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) verurteilte Dialogangebote der Politik an die Pegida-Bewegung. "Was für ein Dialog ist gemeint: Sollen wir den Demonstranten sagen, dass Muslime auch Menschen sind?", so der TGD-Vorsitzende Safter Cinar im Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". "Und wofür soll man Verständnis haben? Dass in der Hauptstadt Sachsens, wo es ein Prozent Muslime gibt, angeblich das Abendland untergeht?"

Vor allem in Dresden gab es in den vergangenen Wochen Demonstrationen auf Initiative der Gruppierung. "Wer hier für Verständnis plädiert, bestärkt diese Leute - und womöglich weitere - in dem Glauben, es gebe etwas zu verstehen", kritisierte Cinar.


Quelle:
KNA