Papst Franziskus als Vermittler zwischen Kuba und den USA

Lateinamerika feiert den Durchbruch

Kuba und die USA haben sich mit Hilfe von Papst Franziskus wieder ein Stück weit angenähert. Daraus würden sich auch Veränderungen für die katholische Kirche im Land ergeben, meint Kuba-Experte Martin Hagenmeier von Adveniat im domradio.de-Interview.

Kreuzwegprozession bei Havanna (Adveniat)
Kreuzwegprozession bei Havanna / ( Adveniat )

domradio.de: Die Annäherung wird jetzt als historisch gefeiert - aber wieweit und umfassend wird nach Ihrer Einschätzung dieses Aufeinander-Zugehen sein?

Hagenmeier: Zunächst muss man sagen, dass es in der Tat ein historischer Akt ist. Nach 50 Jahren haben die Staatspräsidenten zum ersten Mal wieder längere Zeit miteinander telefoniert. Die Öffnung der US-Botschaft in Kuba ist ein wichtiges Zeichen. Leider wird das Embargo nicht aufgehoben und es steht noch in die Sternen, wie die weitere Prozedur sein wird: Ob im Zuge dieser Annäherung der beiden Staaten auch das Embargo aufgehoben werden kann, wäre sehr wünschenswert.

domradio.de: In den USA leben ja viele Exilkubaner - wie frei werden nun die Menschen zwischen Kuba und den USA hin- und herreisen?

Hagenmeier: Schon jetzt ist das möglich. Die Reiseerleichterung gab es schon, und die wird auch weiterhin verbessert. Das ist eines der Ziele, die Präsident Obama formuliert hat und wo er auch genügend Spielräume hat, diese auszuweiten. Es wird mehr Möglichkeiten für gegenseitiges Reisen geben. Die Kubaner können seit einem Jahr schon leichter in die USA beziehungsweise aus dem Land ausreisen, sodass sich dort die Bezieungen verbessern werden. Es gibt auch Finanzbeschränkungen, d.h. die Summe, die die Exilkubaner ihren Familien in Kuba zukommen lassen, werden vermutlich auch erhöht werden.

domradio.de: Präsident Obama hat explizit dem Papst für seine Vermittlung gedankt - Wie sehr kann bei der Vermittlung geholfen haben, dass der Papst selbst Lateinamerikaner ist?

Hagenmeier: Ich glaube, dass Papst Franziskus schon einen Blick darauf geworfen hat. Als Lateinamerikaner sieht er auch Kuba in diesem lateinamerikanischen Sprachraum. Diese Vermittlung war ihm ein besonderes Anliegen. Er selbst hat interveniert und die Präsidenten angeschrieben.

domradio.de: Die Katholische Kirche hat es nach wie vor nicht leicht in dem kommunistischen Land - trotz einiger Lockerungen in den vergangenen Jahren. Wie frei oder unfrei ist die Kirche dort?

Hagenmeier: Es gab einige Lockerungen und die Kirche nutzt diese Möglichikeiten auch aus. Seit Raúl Castro an der Regierung ist, hat er versucht schrittweise die Beziehungen zu verbessern. Früher  unter Fidel Castro gab es schon Annäherungen. Besonders die beiden Papstbesuche von Johannes Paul II. und Papst Benedikt haben dazu beigetragen, dass es der Kirche heute wieder möglich ist, Gottesdienste zu feiern. Was noch sehr eingeschränkt ist, ist die Gebäudesituation. Früher wurden sehr viele Kirchen enteignet. Alle Schulen sind enteignet worden. Das ist ein sehr langer Prozess, dort wieder diese räumlichen Bereiche zu schaffen. Aber die Kirche hat heute die Möglichkeiten, auch mehr Angebote für die Bevölkerung zu machen. Insbesondere auch Bildungs- und Fortbildungsangebote für die Jugend, Lehrer und Medienschaffende. Das ist ein wichtiger Dienst, den die Kirche für die Bevölkerung leisten kann.

domradio.de: Was glauben Sie, hat den Ausschlag gegeben, dass diese alten Feinde neu zueinander finden?

Hagenmeier: Zu den Briefen, hat es wohl auch Treffen gegeben von kubanischer und amerikanischer Seite. Ich denke, dass es auch schon seit längerer Zeit Stimmen in den USA gibt, die sagen, das Embargo ist obsolet und nicht mehr zeitgemäß. Obama hat selber gesagt, dass die Ziele, die mit dem Embargo verfolgt werden sollten nicht erreicht werden konnten. Deshalb gibt es einerseits schon lange ein Infragestellen auf amerikanischer Seite. Andererseits gibt es auch eine Entwicklung in Kuba. Es gibt viele Prozesse und Entwicklungen, die auch für die Menschen in Kuba sehr wichtig sind.  

domradio.de: Wie wollen Sie als Lateinamerika Hilfswerk Adveniat auf diese neue Entwicklung reagieren, gibt es schon Pläne?

Hagenmeier: Wir sind schon lange im Kontakt mit Kuba und unterstützen die Kirche vor Ort. Für uns ist das sehr positiv, wir beobachten alle Entwicklungen. Kürzlich waren wir dort und die kubanische Kirche hat sich für 50 Jahre Hilfe der deutschen Katholiken bedankt. Wir werden weiterhin alle Möglichkeiten in Kuba ausnutzen. Es ist ein gemeinsamer Prozess mit der kubanischen Kirche, die ihren Weg geht und wir unterstützen sie dabei.

Das Gespräch führte Mathias Peter. Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.


Quelle:
DR