Staatsschutz ermittelt nach Brand

Anschlag auf geplante Flüchtlingshäuser

Der mutmaßliche Brandanschlag auf drei geplante Flüchtlingsunterkünfte im mittelfränkischen Vorra hat in Politik und Kirche Entsetzen ausgelöst.

Botschaft von Rechtsextremen (dpa)
Botschaft von Rechtsextremen / ( dpa )

Bundespräsident Joachim Gauck sagte am Freitag in Magdeburg, Brandstiftungen seien immer widerwärtig, diejenigen mit einem politischen Hintergrund seien noch deutlicher zu verurteilen. Besonders treffe dies dann zu, wenn allein schon durch Vorbereitungen zur Einrichtung einer solchen Unterkunft eine möglicherweise hasserfüllte Tat hervorgerufen werde. Darauf könne nur mit aller Entschlossenheit der anständigen Menschen reagiert werden.

"Wir werden uns nicht von Brandstiftern jeder Couleur in Angststrategien jagen lassen, sondern das wird unsere Entschlossenheit fördern", betonte Gauck. Dazu gehöre, eine Politik zu gestalten, "die auf unseren humanitären Werten beruht".

"Abgrundtiefe Menschenfeindlichkeit"

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verurteilte am Freitag "diese schändliche Tat". Sein Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte mehr Schutzmaßnahmen für Asylbewerberunterkünfte im Freistaat an.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) erklärte in Berlin, mit Hakenkreuzen und Brandanschlägen zeigten die Täter ihre abgrundtiefe Menschenfeindlichkeit. "Und das in einer Zeit, in der Frauen, Männer und Kinder im wahrsten Sinne um ihr Leben rennen. Sie brauchen unseren Schutz und die Möglichkeit zu einem sicheren Leben."

Rund 200.000 Asylanträge in Deutschland

Özoguz betonte, sie hoffe, dass die Gesellschaft geschlossen diesen Brandstiftern - auch den Biedermännern unter ihnen - eine klare Abfuhr erteile - "mit Solidarität und menschlicher Empathie den Geflohenen gegenüber", so Özoguz.

Aktuell sind nach ihren Angaben 17 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. 200.000 Menschen stellen in diesem Jahr in Deutschland einen Asylantrag. Das sei deutlich mehr als in den letzten Jahren, so Özoguz. "Wir sind ein starkes Land und Bund, Länder und Kommunen werden die Aufnahme der Schutzsuchenden hinbekommen."

Nach dem Brand in drei geplanten Flüchtlingsunterkünften in Mittelfranken ermittelt der Staatsschutz. "Es spricht einiges dafür, dass es sich um Brandstiftung handelt", sagte am Freitag Polizeisprecher Robert Sandmann. An einem der benachbarten Gebäude im Ortskern von Vorra (Kreis Nürnberger Land) wurden Hakenkreuze und andere fremdenfeindliche Schmierereien entdeckt. Die Ermittler suchen nun nach Spuren und Zeugen. Bisher gebe es keine Hinweise auf den oder die Täter, sagte Sandmann.

Erzbischof will Ängste abbauen

Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick betonte, keine gesellschaftliche oder politische Gruppierung dürfe "auch nur den Hauch des Eindrucks erwecken, dass Gewalt gegen Fremde toleriert wird". Er hoffe, dass die Täter rasch gefasst und für die Flüchtlinge andere Wohnräume gefunden würden. Dass sich im Dorf ein Unterstützerkreis gegründet habe, sei gerade in der Adventszeit, in der an die Herbergssuche von Maria und Josef erinnert werde, vorbildlich. "Wir müssen Ängste abbauen und Flüchtlinge nicht als Feinde sehen, die uns bedrohen, sondern als Freunde", sagte der Erzbischof.  

Bayerns Diakoniepräsident Michael Bammessel sagte, "wer durch feige Brandanschläge Wohnungen vernichtet, die für Menschen in Not gedacht sind, kann nur ein Menschenfeind sein". Ähnlich äußerte sich Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl. Er wies darauf hin, "dass in Bayern in den allermeisten Fällen eine Mut machende und beispielhafte Willkommenskultur herrscht". 

Rund 150 Feuerwehrleute im Einsatz

Eine leerstehende Gaststätte, eine Scheune und ein leerstehendes Wohnhaus waren gegen 22.45 Uhr in Brand geraten. Sie waren umgebaut und renoviert worden und sollten nach einem Beschluss der Regierung von Mittelfranken demnächst Flüchtlingen als Unterkunft dienen.

Eine Anwohnerin hatte den Brand in der Gaststätte entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Aus den Fenstern quoll starker Rauch. Kurze Zeit später wurde bemerkt, dass auch die anderen Gebäude in Flammen standen. Es gelang der Feuerwehr rasch, die Brände zu löschen. Rund 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Einer von ihnen erlitt leichte Verletzungen. Den Gesamtschaden schätzt die Polizei auf etwa 700 000 Euro. Die Häuser sind unbewohnbar.

"Alarmzeichen, das uns wachrütteln muss"

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk: "Es ist ganz offensichtlich Brandstiftung und diese Hakenkreuzschmierereien lassen den Verdacht zu, dass es sich hier um rechtsradikale Täter handeln könnte. Wir werden alles tun, um die Täter zu identifizieren." Entscheidend sei, dass der Schutz anderer Asylbewerbereinrichtungen in Bayern noch verstärkt werde.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einer "schändlichen Tat". "Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft", erklärte er in München.

Bayerns Europaministerin Beate Merk (CSU) sagte: "Sollte sich der Verdacht eines rechtsextremen Hintergrunds bestätigen, ist das ein Alarmzeichen, das uns wachrütteln muss." Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte seien verheerend, auch für das Bild Deutschlands in der Welt.


Anschlag auf Flüchtlingshaus (dpa)
Anschlag auf Flüchtlingshaus / ( dpa )
Quelle:
dpa , epd , KNA