Zentrale Gedenkstätte für gefallene Soldaten bei Potsdam eröffnet

Ein Wald der Trauer und der Hoffnung

Mehr als 100 Bundeswehr-Soldaten sind bislang bei Auslandseinsätzen gestorben. In einer Gedenkstätte bei Potsdam wird nun an sie erinnert. 

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Erinnerung an über 100 tote Soldaten  (dpa)
Erinnerung an über 100 tote Soldaten / ( dpa )

Unter hohen Bäumen bläst ein einsamer Trompeter "Ich hatte einen Kameraden". Matrosen legen Kränze nieder. Mit ernstem Gesicht treten Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nach vorn und ziehen die Schleifen zurecht.

Am Tag vor dem Volkstrauertag stehen sie auf dem Gelände der Henning-von Treskow-Kaserne in Schwielowsee bei Potsdam, wo das Einsatzführungskommando der Bundeswehr seinen Sitz hat. Gemeinsam eröffnen sie die zentrale Gedenkstätte für die im Dienst ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten, den "Wald der Erinnerung".

Stelen für Verstorbene 

Ein Informationszentrum beschreibt die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Gemauerte Stelen tragen die Namen aller 104 im Auslandseinsatz Verstorbenen. An Bäumen können Angehörige Namenstafeln zur Erinnerung an in Deutschland ums Leben gekommene Bundeswehrangehörige anbringen. Ein "Ort der Stille" dient Gebeten und Gedenken. Und mittendrin findet sich ein Stück Afghanistan. 

Wüstengelbe Ziegelsteine, die Soldaten im Feldlager Kunduz einst zur Erinnerung an ihre gefallenen Kameraden errichteten. Bronzene Plaketten mit ihren Namen: Sergej Motz, Florian Pauli, Mischa Meier. "Ich war keine Woche im Amt, da stand ich das erste Mal vor dem Ehrenhain im Feldlager", sagt Ursula von der Leyen. "Es war kalt, die Flaggen der Nationen wehten im Wind, wir beteten mit den Militärseelsorgern. Ich werde den Moment nicht vergessen." 

Ehrenhaine sollen bleiben 

Für Soldaten im Einsatz seien die Ehrenhaine das emotionale Herzstück jedes Camps. Weswegen die Bundeswehr auf Wunsch der Kameraden und der Angehörigen der Gefallenen die Ehrenhaine beim Verlassen der Feldlager abbaute, und mit nach Deutschland nahm. "Orte wie dieser, an die sich so authentische Erinnerungen bilden, kann man nicht einfach abbauen wie ein Feldlager", so die Ministerin. "Sie müssen bleiben."

Hier sei es greifbar, was es bedeute, Soldaten in den Auslandseinsatz zu schicken. Zudem sei der neue Wald der Erinnerung im Gegensatz zum zentralen Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin ein Ort, "wo das stille Gedenken möglich ist", der Angehörigen als Rückzugsort dienen könne. 

Die Toten nicht vergessen 

Vor Journalisten sprach sich von der Leyen dafür aus, in der Gesellschaft stärker über die Größe und die Tragweite des Todes zu sprechen. "Und auch von der Hoffnung, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden." Die Gedenkstätte sei ein Versprechen, "dass wir keinen der Männer und Frauen je vergessen, die ihr Leben gelassen haben im Dienst der Bundesrepublik."

Die Mutter des 2011 in Afghanistan gefallenen Konstantin Menz, Tanja Menz, mahnte in ihrer Ansprache für künftige Bundeswehreinsätze mehr Offenheit und Transparenz über die Ziele des Einsatzes an. "Ich wünsche mir, dass es niemals nötig wird, dass wir in diesem Wald Platz für weitere Ehrenhaine schaffen müssen." 

Eine Eiche für eine ertrunkene Kadettin 

Und auch die Mutter der auf dem Segelschulschiff Gorch Fock über Bord gegangenen Kadettin Jenny Böken, Marlis Böken, nahm an der Zeremonie im märkischen Wald teil. Gemeinsam mit der Ministerin pflanzte sie eine junge Eiche. "Es ist ein Ringschluss zwischen uns, und denen, die uns vorausgegangen sind", so Böken. "Wir wissen sie in Gottes Armen."

Der Wald der Erinnerung sei eine völlig neue Form der Trauer, der auch einen Bezug zur Natur habe. "Wo Vögel singen und Maulwürfe ihre Hügel aufwerfen, wächst der Baum der Erinnerung, während der Baum des Lebens gestorben ist", so Böken. "Im Himmel sind die Kinder zusammen, und das Erinnern hier ist es auch."


Quelle:
KNA