Gesundheitsgipfel zur Bekämpfung der Epidemie

Mehr langfristige Hilfen für Ebola-Region gefordert

Die Zahl der Ebola-Toten in Westafrika steigt täglich. Mediziner und Politiker fordern mehr koordinierte Nothilfen, aber auch langfristige Unterstützung.

Steinmeier beim Weltgesundheitsgipfel (dpa)
Steinmeier beim Weltgesundheitsgipfel / ( dpa )

Zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika haben Politiker und Experten am Montag mehr Unterstützung für die betroffenen Staaten gefordert. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schlug die Bildung eines internationalen Bereitschaftsdienstes namens "Weißhelme" vor. Er denke an einen Pool von Experten, Medizinern und Pflegepersonal, um bei Krisen schnell zu reagieren zu können, sagte Steinmeier zum Auftakt des EU-Außenministerrates am Montag in Luxemburg.

Der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, sprach sich für eine Aufstockung der Entwicklungshilfe aus. "Wir müssen alles versuchen, diese Länder zu stützen, damit sie nicht zerfallen", sagte Lindner beim Weltgesundheitsgipfel in Berlin. Die Spuren der Bürgerkriege in Liberia, Sierra Leone und Guinea seien noch deutlich sichtbar.

Schutzkleidung und Leichensäcke

Ein eindringlicher Appell kam von der liberianischen Botschafterin in Deutschland, Ethel Davis. "Ebola ist kein Problem Westafrikas, sondern der ganzen Welt", sagte sie. Die bisherige Hilfe reiche nicht aus. Dringend benötigt werde medizinische Ausrüstung, vor allem Schutzkleidung oder Leichensäcke.

Die Botschafterin verwies zudem auf die gewaltigen wirtschaftlichen Folgen der Epidemie. "Unsere Wirtschaft liegt am Boden", sagte Davis. Viele Menschen hätten bereits jetzt keine Jobs mehr, gleichzeitig seien die Preise für Lebensmittel gestiegen. Auch deshalb brauche ihr Land Unterstützung.

Mehr als 4.500 Ebola-Tote

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Burger. "Niemand hat einen solchen Ausbruch der Krankheit erwartet", sagte Burger. Ebola sei eine Herausforderung für die ganze Welt. Burger forderte schnelle Nothilfe, um die Verbreitung der Krankheit zu stoppen. Künftig müsse jedoch auch das Krisenmanagement in den Staaten verbessert werden.

Die Zahl der Ebola-Erkrankten ist laut der Weltgesundheitsorganisation auf weltweit mehr als 9.200 gestiegen.

Davon starben bereits mehr als 4.500 Menschen. Es wird allerdings eine hohe Dunkelziffer vermutet.

"Die Hilfe ist zu spät angelaufen"

Der Ebola-Sonderbeauftragte Lindner hatte die Region erst vor kurzem besucht. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte er. Ebola und die Schutzmaßnahmen gegen eine Infektion veränderten das Zusammenleben der Menschen drastisch. Sein Respekt gelte allen Menschen, die Ebola bekämpften.

Lindner räumte zudem ein, dass die Weltgemeinschaft zu spät auf den Ebola-Ausbruch reagiert habe. Die Hilfe laufe jetzt erst an.

Lindner sprach sich für eine eng vernetzte und international koordinierte Unterstützung aus. Auf dem Weltgesundheitsgipfel diskutieren bis Mittwoch rund 1.200 Experten.

Ebola ist auch ein Thema beim EU-Außenministertreffen in Luxemburg. Steinmeier sagte zu seinem "Weißhelme"-Vorschlag, es gehe nicht um die Einrichtung einer neuen ständigen Organisation. Vorbild seien die UN-Blauhelme, die zur Sicherung des Friedens in Konfliktregionen eingesetzt werden.

Bundesregierung will Spezialflieger bereitstellen

Der Minister bekräftigte auch seinen Vorschlag einer "zivilen EU-Mission" für den Kampf gegen Ebola. Von einer solchen Plattform könnten vor allem kleinere EU-Länder profitieren, sagte er. Die EU-Länder sollten bei der Ausbildung von Helfern und bei Evakuierungen aus Westafrika enger zusammenarbeiten, unterstrich der Außenminister.

Scharfe Kritik am späten Krisenmanagement der Staatengemeinschaft kam auch vom Berliner Geschäftsführer der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", Florian Westphal. "Die Zeit für Gespräche ist vorbei", sagte er. "Unsere Appelle verhallten viel zu lange folgenlos." Der Organisation zufolge werden dringend Mediziner und Pflegekräfte, aber auch Logistiker oder Sanitätsexperten gebraucht. Zudem müssten vor Ort flexible Versorgungsstationen eingerichtet werden, damit die "Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird."

Um infizierte Personen schnell ausfliegen und behandeln zu können, sprach sich Westphal für eine gemeinsame europäische Anlaufstelle aus, die Transport und Behandlung organisiert. Auch die Bundesregierung will künftig einen solchen Spezialflieger bereitstellen. Dem Sonderbeauftragten Lindner zufolge werde daran "zur Zeit mit Hochdruck gearbeitet".


Quelle:
epd