Bischof Koch zur Arbeitsmarktpolitik

Mehr Freiräume für Familien

Der Dresdner Bischof Heiner Koch hat eine zunehmende "Ökonomisierung" der Familien kritisiert. Stattdessen sollte der Arbeitsmarkt zugunsten der Familie umgebaut werden.

Bischof Heiner Koch  (dpa)
Bischof Heiner Koch / ( dpa )

Viele Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie führten dazu, "Eltern möglichst unbeschränkt und umgehend für den Arbeitsmarkt verfügbar zu machen", sagte der Dresdner Bischof Heiner Koch. Bei einem Bundestreffen des Familienbunds der Katholiken rief er den Staat auf, dass dieser es "als souveräne Entscheidung gleichermaßen achtet und auch finanziell fördert", wie Eltern Erwerbsleben und Erziehungszeiten gestalten. Unterstützt werden müssten besonders einkommensschwache Familien, auch solche mit Migrationshintergrund. Koch leitet die Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Betreuungszeit einräumen

Der Bischof von Dresden-Meißen plädierte zudem dafür, "die Arbeitswelt zugunsten der Familien umzubauen". Er wies "die Überzeugung mancher Arbeitgeber" zurück, mehr Kindertagesstätten reichten aus. Es gehe auch darum, dass Eltern Betreuungszeit für kranke Kinder und pflegebedürftige Angehörige eingeräumt werde, auch "in nicht vorhersehbaren Situationen" und in "Patchwork-Familien". Überdies müssten auch Frauen in Führungspositionen andere Prioritäten setzen können "als die uneingeschränkte Verfügbarkeit für den Arbeitgeber".

Mann und Frau nicht austauschbar

Koch warnte zugleich davor, das kirchliche Leitbild der Familie aufzugeben. Danach seien Mann und Frau nicht austauschbar. Auch repräsentiere die christliche Ehe die Kirche im Kleinen und sei unverzichtbar für die Weitergabe des Glaubens. Gerade in einer pluralen Gesellschaft seien Leitbilder erforderlich, "in denen verschiedene Lebensmöglichkeiten klar formuliert und vorgestellt werden", erklärte der Bischof. Dies ermögliche "eine differenzierte Diskussion und schließlich eine bewusste Wahl zwischen verschiedenen Leitbildern".

Menschen nicht ausgrenzen

Das Eintreten für ein profiliertes christliches Bild von Ehe und Familie dürfe jedoch nicht zur Ausgrenzung von Menschen führen, betonte Koch. Er räumte ein, dass die Kirche wegen ihres Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen bei manchen "als unbarmherzig und unglaubwürdig" gelte. Dies erschwere es, "Menschen für den Lebensweg einer christlichen Ehe und Familie zu begeistern". Angesichts dessen sei es ratsam, auch "in einer ganz anderen Sprache und literarischen Form das Evangelium der Ehe neu und glaubwürdig zu verkünden".

Zuvor hatte die Bischofskonferenz einen Flyer mit dem Titel "Trauen Sie sich! Zehn gute Gründe für die Ehe" herausgegeben. Die Broschüre solle über das kirchliche Verständnis von Ehe informieren und zugleich diejenigen neugierig machen, die noch nie über den Bund fürs Leben nachgedacht haben, hieß es.


Quelle:
KNA