Politik und Kirche trifft beim Sankt Michael-Empfang aufeinander

Berliner Spitzentreffen

Sankt Michael-Empfang in Berlin: Zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sind in die Katholische Akademie gekommen. Kardinal Marx hält die Ansprache (hier als Video). Er spricht über Flüchtlinge, den Irak und den Papst.

Kardinäle Woelki und Marx (KNA)
Kardinäle Woelki und Marx / ( KNA )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat angekündigt, dass die katholische Kirche sich verstärkt um die Hilfe für Flüchtlinge kümmern will. "Wir wollen unseren Beitrag leisten", sagte der Münchner Erzbischof am Dienstagabend beim traditionellen Sankt-Michaels-Empfang der katholischen Kirche in Berlin. Die Situation der Menschen im Irak und Syrien treibe auch die Kirche um. Dies werde auch Thema der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda sein, kündigte er an.

Es war die erste Rede von Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz bei dieser Veranstaltung. Marx war im Frühjahr als Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch in das Amt des Vorsitzenden gewählt worden. An dem Empfang nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Bundesminister Wolfgang Schäuble, Thomas de Maiziere, Hermann Gröhe (alle CDU), Andrea Nahles (SPD) und weitere Spitzenpolitiker aller Parteien sowie der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, und der künftige Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, teil.

Marx betonte, die schwierige Situation im Nordirak fordere auch die Kirche beim Thema Waffeneinsatz neu heraus. Sie werde sich dabei immer an der Situation der Armen orientieren. Dies sei für die Kirche Maßstab für ihr Handeln und Schlüssel zur Wahrnehmung der Wirklichkeit, sagte er unter Verweis auf die programmatische Schrift "Evangelii gaudium" von Papst Franziskus. Marx betonte, die Kirche dürfe nicht abstrakte Wahrheiten verkünden, sondern müsse immer die Brücke zur Realität der Menschen suchen.

Marx äußerte sich auch zum Thema Sterbehilfe. Mit Blick auf politische Vorstöße, die Sterbehilfe in Deutschland zu regeln, betonte er, die Kirche sei auch hier auf der Seite der Schwachen. Es könne nur darum gehen zu schauen, wie ein "menschenwürdiges Sterben" möglich sei, und nicht darum, möglichst viele Wege für ein "menschenwürdiges Töten" anzubieten.

Kirche muss Politik kritisch begleiten

Marx betonte auch die Bedeutung einer kritischen Auseinandersetzung mit der Politik. "Was nützt eine gute Idee, ein gutes Parteiprogramm, das nicht verbunden ist mit der konkreten Wirklichkeit", sagte er in Berlin. Das Kriterium für die Wirklichkeit seien die Schwachen, die Verfolgten, diejenigen, die jetzt litten.

Die genannten Themen werden die katholischen Bischöfe auch bei ihrer Herbst-Vollversammlung beschäftigen. Die Bischofs-Vollversammlung findet vom 22. bis 25. September in Fulda statt, wie die katholische Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn mitteilte.

Der Bundestag will im Herbst die Debatte über Sterbehilfe beginnen. Kardinal Marx hat als Vorsitzender der Bischofskonferenz gegen eine gesetzliche Zulassung der ärztlichen Hilfe zur Selbsttötung gewandt. "Selbst eng umgrenzte Regelungen liefen im Ergebnis darauf hinaus, ein angeblich 'menschenwürdiges Töten' zu organisieren", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Auch der Zustand der deutschen Kirche wird Thema sein. Im Jahr 2013 verzeichnete die katholische Kirche 178.805 Kirchenaustritte, rund 60.000 mehr als im Jahr davor. Dies wurde in einigen Bistümern auf den Fall des ehemaligen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst zurückgeführt. Mit Bezug auf einen "Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust" im zweiten Halbjahr 2013 wertete Marx die Statistik als "hilfreichen Weckruf". Ende 2013 gehörten knapp 24,2 Millionen Menschen der katholischen Kirche an.

An der Vollversammlung nehmen 66 Diözesan- und Weihbischöfe teil. Die Vollversammlung aller Bischöfe, die regelmäßig im Frühjahr und Herbst zusammentritt, ist das oberste Gremium der Bischofskonferenz.


Quelle:
KNA , epd