Lebenslange Haftstrafen für Mord an argentinischem Bischof

Papst half bei Aufklärung des Verbrechens

In Argentinien sind zwei ehemalige Offiziere wegen des Mordes an einem Bischofs im Jahre 1976 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Entscheidende Hinweise für die Aufklärung kamen von Papst Franziskus.

 (DR)

Ein Gericht in der Provinz La Rioja sprach den früheren General Luciano Benjamín Menéndez (87) sowie den ehemaligen Kommodore Luis Fernando Estrella (80) schuldig, die Ermordung von Bischof Enrique Angelelli während der letzten Militärdiktatur befohlen zu haben.Die beiden Ex-Militärs müssen trotz ihres hohen Alters die Strafen in einem normalen Gefängnis verbüßen, wie die Tageszeitung "Página/12" am Samstag berichtete. Das ordnete das Gericht an. Zur Verurteilung der beiden Mitangeklagten, des früheren Diktators Jorge Rafael Videla und seines damaligen Innenministers Albano Harguindeguy, kam es nicht mehr, da beide im Verlauf des im Juli 2012 begonnen Prozesses starben.

Papst Franziskus hatte offenbar entscheidende Hinweise für die Aufklärung des Mordes gegeben. Den Medienberichten zufolge übergab Franziskus der argentinischen Justiz einen Brief und einen Bericht des Bischofs aus dem Jahr 1976 an den Vatikan. Darin berichtete Angelelli von Drohungen gegen ihn und andere Kirchenangehörige.

"Wir werden ständig dabei behindert die Mission der Kirche zu erfüllen. Die Priester und Nonnen werden von der Polizei auf Befehl der Militärs gedemütigt, überprüft und durchsucht," schrieb Angelelli im Juli 1976 an den damaligen Nuntius in Buenos Aires, Kardinal Pio Laghi. Die Dokumente sind von großer Bedeutung, da sie nicht nur belegen, dass der Bischof von den Militärs bedroht wurde und sondern auch, dass der Vatikan von den Übergriffen der Militärs unterrichtet war. Kardinal Pio Laghi hatte stets bestritten die Dokumente erhalten zu haben. Gegen Laghi wurde wegen Komplizenschaft mit der Diktatur bis zu seinem Tod 2009 ermittelt.

Fingierter Autounfall

Der aus der Provinz La Rioja stammende Bischof Enrique Angelelli war am 4. August 1976 bei einem fingierten Autounfall ums Leben gekommen. Angelelli hatte sich für die Aufklärung der Ermordung von zwei katholischen Geistlichen am 18. Juli 1976 in seiner Heimatregion eingesetzt und bei dem Unfall Unterlagen über die Morde mit sich geführt.

Schon 1986 wurde gerichtlich bestätigt, dass es sich bei dem vermeintlichen Unfall um einen geplanten Mord handelte. Die weitere Untersuchung war jedoch 1990 im Rahmen der bestehenden Amnestiegesetze gestoppt worden. Der jetzige Prozess wurde möglich, nachdem der Oberste Gerichtshof die Annullierung von Amnestiegesetzen im Juni 2005 bestätigt hatte.

30.000 Opfer

Der damalige General Videla hatte im März 1976 als Chef der Militärjunta in Argentinien die Macht übernommen und ein diktatorisches Regime errichtet. Albano Harguindeguy war von 1976 bis 1981 Innenminister und somit maßgeblich für die Verbrechen der Diktatur verantwortlich. Luciano Benjamín Menéndez war von 1975 bis 1979 Kommandant des 3. Heereskorps in Córdoba. Luis Fernando Estrella war Befehlshaber eines Luftwaffenstützpunktes.

Während der argentinischen Militärdiktatur (1976 bis 1983) verschwanden rund 30.000 Menschen spurlos oder wurden nachweislich ermordet. Menschenrechtsgruppen begrüßten das Urteil gegen die Ex-Militärs, bedauerten aber, dass Videla für die Tat nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden konnte.


General Jorge Rafael Videla (dpa)
General Jorge Rafael Videla / ( dpa )
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epd