Ein neues Buch wirbt für den "Rheinischen Kapitalismus"

Die Welt gerechter machen

Der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer, SPD-Politiker Jochen Ott und der Unternehmensberater Peter Sprong machen gemeinsame Sache. Am Mittwoch stellten sie in einer ungewöhnlichen Location ihr Buch "Rheinischer Kapitalismus" vor. Eine Schifffahrt.

Illustre Runde auf dem Rhein (Christian Dick)

Wer hier dabei sein will, muss seetauglich sein. Das Schiff "RheinFantasie" an der Landebrücke in Köln schwankt immer mal wieder heftig auf dem Wasser, wenn Frachter ihre Wellen schlagen. Drei Männer sitzen hier gemeinsam im Boot, um ihr neues Buch vorzustellen: Der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer, SPD-Politiker Jochen Ott und der Unternehmensberater Peter Sprong. Sie wollen die Welt ein bisschen rheinischer machen. Aber hier geht es nicht um Karneval, Kabarett und Klüngel, sondern um Kapitalismus. Genaugenommen den rheinischen Kapitalismus.

Der "Rheinische Kapitalismus", so der Titel des Buches, gilt mit seiner christlichen Werteordnung als Gegenmodell zum neoliberalen Verständnis des Kapitalismus. In der Bonner Republik der Nachkriegszeit wurde die rheinische Version unter dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer Maßstab für die Entwicklung des deutschen Sozialstaats. Der heutige Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, Gastredner und vierter Mann bei der Buchpräsentation im Boot, beschreibt den speziell rheinischen Grundkonsens so: "Ich bin auch nicht mehr wert als der andere."

Doch das Rheinland ist nicht überall. Schulz berichtet über negative Erfahrungen mit der Wirtschaft in den anderen EU-Staaten: Oft werde der Mensch nur als Kostenfaktor und Mittel zum Zweck eines gewinnorientierten Systems betrachtet. Wie gefährlich diese Sichtweise sei, zeige sich für ihn besonders bei der Jugendarbeitslosigkeit, die in einigen europäischen Ländern bei rund 50 Prozent liegt. Sie könne das soziale Gewebe einer Gesellschaft zerstören. Und das Vertrauen in die Institutionen. Damit es zurückgewonnen werden kann, muss es laut Schulz ein Umdenken hin zu einer kooperativen Marktwirtschaft geben, die auf Verständigung basiert.

Den Papst an Bord

Diesem Anliegen fühlt sich auch Mitautor Pfarrer Franz Meurer eng verbunden. Er setzt sich seit Jahrzehnten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ein. In seiner Gemeinde im Kölner Doppelstadtteil Höhenberg und Vingst hat er eine Gemeindearbeit aufgebaut, die gezielt Arme und Bedürftige anspricht. Dabei sieht er auch Papst Franziskus ganz an seiner Seite. "Er ist ein Befürworter des rheinischen Kapitalismus", so Meurer. Als Argentinier wisse der Papst, was Armut bedeute. Nicht umsonst habe er den globalen Kapitalismus scharf kritisiert: "Diese Wirtschaft tötet."

Diese Art Wirtschaft wirkt sich nach wie vor negativ auf existenzielle Lebensbereiche wie Wohnen, Bildung und Gesundheit aus. Deshalb wollen die drei Autoren eine Rückbesinnung zu einem Wirtschaftsverständnis anstoßen, dem auch Grenzen gesetzt werden. Mit "zehn Geboten" für Unternehmer, Politiker und Bürger versuchen sie zu zeigen, wie die Welt ein bisschen gerechter - also rheinischer - werden kann.

Und das bedeutet für sie: Steueroasen bekämpfen, eine gemeinsame europäische Steuerpolitik entwickeln, gerechtere Arbeitslöhne zahlen und ein gemeinwohlorientiertes Konsumverhalten an den Tag legen. Jeder ist gefragt. Am Ende steht aber noch die wichtigste rheinische Regel: Das Lachen nicht vergessen. Denn Verbitterung hilft am wenigsten weiter.


Quelle:
KNA