Neuer Weltklimabericht: Klimawandel erfordert dringendes Handeln

Auf schmalem Grat

Die Erderwärmung wird drastische Auswirkungen haben, wenn der Mensch sie nicht stärker bremst als bisher - jetzt steht es schwarz auf weiß im neuen UN-Klimareport. Noch geben die Daten aber Hoffnung.

Ewiges Eis? (dpa)
Ewiges Eis? / ( dpa )

Der vom Menschen verursachte Klimawandel hat schon jetzt schwerwiegende Auswirkungen auf alle Kontinente und Meere. Wie viel schlimmer es für Mensch und Natur noch wird, hängt davon ab, was die Menschheit in naher Zukunft gegen die Erderwärmung unternimmt. Das ist die Kernbotschaft des zweiten Teils des neuen Weltklimaberichts, dessen Zusammenfassung der Weltklimarat IPCC am Montag im japanischen Yokohama vorlegte.

"Wir bewegen uns auf schmalem Grat", sagte die Greenpeace-Klimaexpertin Kaisa Kosonen. "Aber wenn wir mutig handeln und die Treibhausgasemissionen schneller (als geplant) senken, können größere Bedrohungen für die menschliche Sicherheit noch vermieden und lebenswichtige Meeressysteme, Wälder und Arten geschützt werden."

"Aufruf zum Handeln"

Auch der politische Geschäftsführer von Germanwatch ist alarmiert. Im domradio.de-Interview sagte er: "Ich sehe in dem IPCC-Bericht vor allem einen Aufruf zum Handeln. Der Meeresspiegel würde in den nächsten Jahrhunderten durch den Klimawandel um sieben Meter ansteigen. Aber das zu verhindern, könnte in den nächsten Jahrzehnten unumkehrbar angestoßen werden. Kein Politiker, der geschworen hat, Schaden von uns abzuwenden, darf das in Kauf nehmen."

Die Grenzen der Möglichkeiten

Zwar gibt es dem Report zufolge für den Menschen noch Möglichkeiten, sich auf die Risiken infolge des globalen Klimawandels einzustellen. Eine Anpassung funktioniere aber nur, wenn die Erderwärmung deutlich gebremst werde. Sonst werde es schwierig, warnte Chris Field, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Zwei des Weltklimarats. "Selbst ernsthafte, fortgesetzte Investitionen in die Anpassung werden ihre Grenzen haben."

Ob in den Tropen oder an den Polen, auf kleinen Inseln oder großen Kontinente, in reichen Länder oder den ärmsten - schon jetzt lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels überall beobachten. Gletscher in aller Welt schmelzen bereits, der Meeresspiegel steigt an, und viele Pflanzen und Tiere verlagern ihren Lebensraum oder sind bedroht.

Zu wenig Weizen und Mais

Der Klimawandel beeinflusst auch die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrung. "Der Bericht ist da und die Botschaft klar: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Nahrungsversorgung sind schlimmer als zuvor geschätzt", sagte Tim Gore von der Hilfsorganisation Oxfam. Schon jetzt gibt es dem Report zufolge Beeinträchtigungen bei den Ernteerträgen von Weizen und Mais.

Erstmals habe der Weltklimarat anerkannt, dass eine Zunahme der Extremwetterlagen auch extreme Nahrungspreise bedeute, so Oxfam. "Ohne schnelle Taten bei der Anpassung und der Emissionsreduzierung könnte das Ziel, dass jeder genug zu essen hat, für immer verfehlt werden", warnte Gore. "Die politischen Lenker sollten sich die Frage stellen, ob ihre Generation diejenige sein soll, die das zulässt." Laut Report erhöht der Klimawandel indirekt auch das Risiko gewaltsamer Konflikte und verschärft die Flüchtlingsproblematik.

Der Unterschied zwischen zwei und vier Grad

Nach tage- und nächtelangem Ringen hatten sich die Wissenschaftler mit Vertretern von Regierungen aus aller Welt in Yokohama auf eine fast 50-seitige Zusammenfassung des neuen, rund 2000 Seiten dicken zweiten Teil des Klimaberichtes geeinigt. Sie dient als Grundlage für Politiker und internationale Konferenzen. Bei der Einschätzung der Risiken mache es einen deutlichen Unterschied, ob der Mensch in einer Welt mit zwei Grad Erwärmung lebe oder mit vier. In einer um vier Grad erwärmten Welt seien die Risiken noch sehr viel höher, heißt es in dem Bericht.

Der dritte und letzte Teil des neuen Klimareports über Möglichkeiten und Wege, die Erderwärmung zu bremsen, soll am 13. April in Berlin vorgestellt werden. Der Weltklimarat hat fast 200 Mitgliedsländer. Die UN-Organisation mit Sitz in Genf erhielt 2007 für ihren Kampf gegen den Klimawandel den Friedensnobelpreis.


Klimawandel (dpa)
Klimawandel / ( dpa )
Quelle:
dpa , DR