Misereor fordert politischen Druck im Syrienkonflikt

"Politik kapituliert"

Das katholische Hilfswerk Misereor appelliert an die deutsche Politik, im Syrienkonflikt Druck auf die verschiedenen Konfliktparteien auszuüben. Der Vorwurf: Die Politik habe offenbar kapituliert und sich mit der Erklärung der syrischen Regierung, Chemiewaffen zu vernichten, zufriedengegeben.

Erzbischof Thissen / © Maja Hitij (dpa)
Erzbischof Thissen / © Maja Hitij ( dpa )

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen, Vorsitzender des Entwicklungs-Hilfswerks Misereor kritisierte am Mittwoch in Aachen, die Angriffe auf die Zivilbevölkerung würden sowohl von der syrischen Regierung als auch den verschiedenen Rebellengruppen ungehindert fortgesetzt. "Was sich seit Monaten in den zerstörten Städten in Syrien und in den Flüchtlingslagern der Nachbarländer ereignet, ist eine der größten humanitären Katastrophen unserer Zeit", sagte Thissen. Die humanitäre Hilfe im Land dürfe nicht behindert werden. Die nächste Friedenskonferenz in Genf im Januar müsse dringend Ergebnisse bringen, forderte er.

Die Verletzten innerhalb des Landes können nicht mehr ausreichend und angemessen versorgt werden, Wohnungen und Häuser seien zerstört, erklärte der Erzbischof. Das staatliche Schulsystem funktioniere schon seit Monaten nicht mehr. "Die Menschen hungern und frieren jetzt im Winter - ganz besonders in den höher gelegenen Regionen."

Misereor-Partnerorganisationen in Syrien, Jordanien, im Irak und im Libanon versuchen den Angaben zufolge die Menschen zu versorgen, den Kindern weiterhin Schulangebote zukommen zu lassen, medizinische Versorgung zu gewährleisten und vor allem, den traumatisierten Menschen psychosoziale Unterstützung zu geben.

Über 120.000 Tote

Das katholische Hilfswerk verwies auf Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, wonach es seit Beginn des Konflikts über 120.000 Tote gab. Über 4,25 Millionen Menschen sind laut UNO-Flüchtlingshilfswerk innerhalb Syriens auf der Flucht, mehr als 2,3 Millionen syrische Flüchtlinge befinden sich im Ausland.

Menschenhandel, Prostitution von Frauen und Kindern, Obdachlosigkeit und schwere Traumata seien die Folgen der prekären Lebenssituation dieser Flüchtlinge, erklärte Misereor.

Die zweimal jährlich stattfindende Misereor Kommissionssitzung hat nach eignen Angaben seit der letzten Sitzung im Juni 797 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien mit einem Gesamtvolumen von über 112,8 Millionen Euro bewilligt, darunter auch Nothilfeprojekte in Syrien.


Flüchtlingslager in der Türkei (dpa)
Flüchtlingslager in der Türkei / ( dpa )
Quelle:
epd