Synode der rheinischen Landeskirche

Im Zeichen des Abschieds

Der Abschied von Präses Schneider prägt den Auftakt der rheinischen Synode. Die Politik würdigt den Theologen, ihn selbst wurmen offene Baustellen am Ende seiner zehnjährigen Amtszeit. Nun wird auch noch über die Grundordnung der Kirche diskutiert.

Autor/in:
Ingo Lehnick
 (DR)

Auf der Abschiedssynode des rheinischen Präses Nikolaus Schneider ist eine Grundsatzdebatte über die Struktur der Evangelischen Kirche im Rheinland entbrannt. Auslöser war der Bericht einer Kommission, die Lehren aus Millionenverlusten bei der kircheneigenen Firma bbz vorschlägt und dabei auch an "heilige Kühe" wie die presbyterial-synodale Grundordnung rührt. Schneider will die bestehende Ordnung dagegen erhalten. Die Synode, die 2,8 Millionen rheinische Protestanten repräsentiert, wollte am Montagnachmittag in Bad Neuenahr über das Thema diskutieren.

Die Kommission unter Leitung des früheren Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner (SPD), rät in ihrem Bericht nicht nur zu besserer Finanzaufsicht und strengen Richtlinien für Geldanlagen, sondern legt der rheinischen Kirche mit ihren selbstbewussten Gemeinden auch eine "Gewaltenteilung" nahe. Der Präses soll demnach künftig nur noch der Kirchenleitung vorstehen. Die Landessynode, die er bisher ebenfalls leitet, solle ein eigenes Präsidium erhalten, auch die Leitung des Kollegiums im Landeskirchenamt solle er abgeben.

Die Umsetzung der Vorschläge würde die Struktur der rheinischen Kirche von der einzelnen Kirchengemeinde bis zum Präses verändern, der dann wegen seiner völlig anderen Funktion Bischof oder Kirchenpräsident heißen müsste, sagte Schneider am Montag. Der bisherige Anspruch der presbyterial-synodalen Ordnung würde aufgegeben, dass Leitung durch einmütige Entscheidungen in Gremien erfolge. "Dem kann ich nicht folgen", betonte Schneider. Er sei ein "theologischer Fan" der rheinischen Kirchenordnung.

"Offene Baustellen"

Meinungsbildung erfolgt nach seinen Worten in Ausschüssen, Presbyterien und Kreissynoden "und nicht in Parteien oder konfessionellen Bünden". Auch Fehler wie die bbz-Verluste ließen sich durch Aufgabe des Einmütigkeitsprinzips nur schwerlich vermeiden: "Strukturen helfen nur begrenzt, weil die Menschen immer dieselben bleiben."

Auch lang anhaltender Applaus der Synodalen und vollmundiger Dank der stellvertretenden nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) für sein gesellschaftspolitisches und persönliches Engagement konnten Schneider nicht über "offene Baustellen" am Ende seiner zehnjährigen Amtszeit hinwegtrösten. "Davon hätte ich gerne mehr abgearbeitet", sagte er und bilanzierte selbstkritisch, er habe sich sein Ausscheiden aus dem Amt anders gewünscht: "Man kann wirklich nicht sagen, dass das 'Haus' nun geordnet und bestellt sei."

Zu den noch nicht abgeschlossenen Problemen zählt Schneider die Lehren aus der bbz-Affäre - die rheinische Kirche musste das in Finanznöte geratene Unternehmen mit 21,6 Millionen Euro stützen - sowie geplante Einsparungen und Strukturreformen. Er sei nicht frustriert, hätte seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger aber gerne weniger Baustellen hinterlassen, sagte er.

"Fromm und sozial engagiert"

Der Rechenschaftsbericht, den Schneider letztmalig vor der Synode abgab, trug thematisch noch einmal durch und durch seine Handschrift: Der 65-jährige Theologe plädierte für mehr soziale Gerechtigkeit, warb für Toleranz und Religionsfreiheit, kritisierte Waffenlieferungen und bekannte sich trotz aller Probleme zur Ökumene und zum Dialog mit anderen Religionen. Das Evangelium ermutige Christen zum Engagement im Hier und Jetzt, auch in ethischen Streitfragen wie der Sterbehilfe.

Seine Amtszeit charakterisierte der scheidende Präses mit der Formel "fromm und sozial engagiert": Es sei ihm immer um die Weitergabe des christlichen Glaubens, soziale Gerechtigkeit und Frieden gegangen. Am 3. März scheidet Schneider offiziell aus dem Amt, bis 2015 bleibt er dann noch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Über die Schneider-Nachfolge entscheidet die Landessynode an diesem Donnerstag. Zur Wahl stehen Schneiders bisherige Stellvertreterin Petra Bosse-Huber, Oberkirchenrat Manfred Rekowski und Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär.


Quelle:
epd