Grüne weisen Religionskritik der CDU zurück

"Ein Lob für uns"

Wie ernst nehmen die Grünen Religionspolitik? Josef Winkler zeigt Verständnis für Kritik der CDU an einem Parteitagsbeschluss. Allerdings, so der kirchenpolitische Sprecher der Partei im domradio.de-Interview, wolle die Regierungspartei so nur von eigenen Problemen ablenken.

 (DR)

domradio.de: Was halten Sie von Gröhes Kritik?

Winkler: Die Kritik an dem Beschluss des Parteitages halte ich noch für nachvollziehbar. Aber die Ausdrucksweise kann ich nur zurückweisen. Es geht hier nicht um Doppelzüngigkeit. Es ist schlicht und ergreifend kurz vor Mitternacht auf dem Parteitag ein Antrag durchgekommen, der dem Unmut Ausdruck er Basis verleiht: damit, dass man in vielen kirchlichen Einrichtungen gekündigt werden kann, wenn man homosexuell ist und sich dazu bekennt, oder wenn man die falsche Religion oder gar keine hat. Ich weiß allerdings nicht, wie man in konkretes Recht umsetzen sollte, was die Partei hier beschlossen hat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das zu einer Tageszeit beschlossen worden wäre, zu der noch alle Delegierten am Tisch gesessen haben. Und es wird auch mit Sicherheit nicht ins Wahlprogramm aufgenommen.



domradio.de: Gröhe sagt, die Grünen stellten Kirchenfreunde wie Winfried Kretschmann und Katrin Göring-Eckhardt ins Schaufenster, aber in der Programmwerkstatt gäben erbitterte Kirchengegner den Ton an.

Winkler: Das ist mit Sicherheit falsch. Richtig ist, dass es bei uns seit der Gründung der Partei ein breites Spektrum gibt: von in der Kirche aktiven Mitgliedern bis hin zu aus der Kirche Ausgetretenen oder welchen, die gar nichts von der Kirche halten. Da hat sich in den vielen Jahren, in denen es die Grünen gibt, überhaupt nichts geändert. Die Sache ist nur die, dass die Welt sich weitergedreht hat und es immer weniger Kirchenmitglieder gibt. Das geht an den Grünen nicht spurlos vorbei. Das geht aber auch an der CDU nicht spurlos vorbei. Die Kritik ist ein bisschen auch Pfeifen im Walde, weil die Regierung doch relativ häufig relativ scharf von der EKD und den katholischen Bischöfen angegriffen wird für ihre politische Arbeit. Und da wittern sie Konkurrenz bei den Grünen. In gewisser Weise ist das ja auch ein Lob für uns.



Hintergrund: CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat die Kirchen- und Religionspolitik der Grünen als unaufrichtig kritisiert. Die Partei rücke gläubige Christen wie Katrin Göring-Eckardt oder Winfried Kretschmann in Spitzenpositionen, im Parteiprogramm aber würden kirchenkritische Positionen vertreten, sagte Gröhe dem Nachrichtenportal "Welt online".





Das Gespräch führte Uta Vorbrodt - hören Sie es hier voller Länge nach.