Kirchen: Politik der Gewalt im Nahen Osten beenden

Gemeinsamer Friedensappell

Die beiden großen Kirchen in Deutschland warnen eindringlich vor einer wachsenden Kriegsgefahr im Nahen Osten. "Der gewalttätige Konflikt im Heiligen Land könnte die Lage im gesamten Nahen und Mittleren Osten destabilisieren", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Erzbischof Zollitsch und Präses Schneider (KNA)
Erzbischof Zollitsch und Präses Schneider / ( KNA )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, äußerten große Besorgnis angesichts der Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas-Regierung im Gaza-Streifen: "Die Raketenangriffe der Hamas-Regierung aus dem Gaza-Streifen haben durch den Beschuss von Tel Aviv und Jerusalem eine neue Qualität gewonnen." Israel antworte auf diese nicht hinnehmbare Gefährdung der eigenen Bevölkerung mit massiven Luftschlägen. Auf beiden Seiten seien Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung zu beklagen.



Die derzeitigen Auseinandersetzungen drohten, die Friedenswilligen zu entmutigen und alle Versuche zu begraben, zu einer gerechten Lösung zwischen den beiden Völkern zu gelangen, beklagen die Spitzenrepräsentanten von katholischer und evangelischer Kirche. Es drohe eine gefährliche Radikalisierung in der arabischen Welt, die nicht zuletzt auch Minderheiten wie die Christen in diesen Ländern noch mehr in Gefahr bringen könne.



Zollitsch und Schneider forderten die Verantwortlichen in Gaza nachdrücklich auf, die Strategie der Gewalteskalation zu beenden.

"Die ohnehin erschöpfte Bevölkerung im Gaza-Streifen darf nicht ein weiteres Mal von der eigenen Regierung als Einsatz in einem Machtspiel missbraucht werden", unterstreichen die Theologen.



"Wir fordern zugleich mit Entschiedenheit die israelische Regierung auf, in ihren militärischen Maßnahmen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit strikt zu beachten", erklärten Zollitsch und Schneider. Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung, aber dieses Recht sei durch die Pflicht zur Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung begrenzt.



"Nur die entschiedene Bereitschaft auf allen Seiten, auf einen echten Frieden zuzugehen und dafür auch tiefgreifende Zugeständnisse zu machen, kann eine hoffnungsvolle Perspektive eröffnen", heißt es weiter in dem Appell.



Westerwelle reist nach Israel

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will in Kürze nach Israel reisen. Der Minister "erwägt aufgrund der Eskalation eine baldige Reise in die Region", bestätigte ein Sprecher des Auswärtigen Amts der am Sonntag der Zeitung "Welt Online". In einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag" warnte Westerwelle vor einem Flächenbrand im Nahen Osten und forderte eine Waffenruhe im Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas. "Die Lage ist brandgefährlich. Der ganzen Region droht die Eskalation. Jeder muss sich jetzt seiner Verantwortung bewusst sein", so der Minister.



Westerwelle macht die Hamas für die jüngste Eskalation der Gewalt verantwortlich. "Israel hat das Recht, sich der Gewalt der Hamas-Raketen entgegenzustellen. Israel hat das Recht, sein Land und sein Volk zu verteidigen. Israels Regierung handelt, um ihre Bürger zu schützen." Auslöser der Gewaltspirale seien die Raketenangriffe der Hamas auf israelisches Gebiet. Im nächsten Schritt gehe es um eine Waffenruhe. Wichtigste Voraussetzung dafür sei ein Ende des Raketenbeschusses aus Gaza. Eine zentrale Rolle für eine Friedenslösung spielt nach Westerwelles Worten Ägypten. "Es hat Einfluss in Gaza und auf die dortige Führung."