Kirchenvertreter plädieren für Geduld bei Ökumene

Holpriger Weg

Vertreter der evangelischen, der katholischen und der orthodoxen Kirchen haben auf dem Katholikentag für Geduld im Prozess der Ökumene plädiert.

Annette Kurschus / © Cristian Gennari (epd)
Annette Kurschus / © Cristian Gennari ( epd )

"Es ist ein langsamer Prozess. Aber wenn alle beharrlich dabei bleiben, wird er Früchte tragen", sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am Donnerstag in Münster. Die Einheit der Kirchen sei durch biblische Vorgaben und Verheißungen vorgegeben, offen sei jedoch, wie viel Verschiedenheit die Einheit vertrage.

Als eine "Zäsur im Miteinander" der katholischen und evangelischen Kirche nannte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen das Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr. Die Sehnsucht nach dem Gemeinsamen empfänden nicht mehr nur die Menschen in den Gemeinden und Pfarreien. Die Sehnsucht sei nun auch bei den Kirchenleitenden angekommen, erläuterte die stellvertretende Ratsvorsitzende. Als Beispiel nannte sie gemeinsame Reisen, wo Kirchenleitenden den Tag zusammen verbracht hätten. "Aber ausgerechnet am Tisch des Herren, da mussten wir uns trennen", fügte sie mit Blick auf ein gemeinsames Abendmahl hinzu.

Sensibles Thema

Der Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, äußerte Verständnis für den Wunsch nach der Öffnung des katholischen Abendmahls für protestantische Ehepartner. "Wir wissen, was vielfach in Deutschland praktiziert wird. Da haben wir keine Illusionen", sagte er. Für viele Katholiken sei dies aber ein sehr schmerzliches und sensibles Thema.

Zuletzt hatte die Frage, ob protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden sollen, innerhalb der katholischen Kirche für Kontroversen gesorgt. Als einen Fortschritt in der Ökumene nannte Kurschus bei der Diskussion Vereinbarungen der evangelischen Landeskirchen mit katholischen Bistümern. Ökumenische Gottesdienste und Gesprächskreise würden nun auf eine verbindliche Ebene gehoben werden, Gebäude gemeinsam genutzt sowie ein ökumenischer Religionsunterricht erarbeitet.

Neben Kirchensteuer auch eine Botschaft 

Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, sagte: "Christ sein heißt für mich auch ökumenisch sein. Nicht nur katholisch, evangelisch oder orthodox." Für ihn sei die Ökumene von zentraler Bedeutung bei der Frage, wie die Kirchen es schafften, die Menschen trotz Kirchensteuer von ihrer Botschaft zu überzeugen.

Der am Mittwoch eröffnete 101. Deutsche Katholikentag in Münster dauert bis zum Sonntag. Er steht unter dem Leitwort "Suche Frieden". Veranstalter ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Bis Sonntag werden allein mehr als 50.000 Dauergäste neben Tausenden Tagesgästen aus dem gesamten Bundesgebiet in der westfälischen Stadt erwartet.

 


Quelle:
epd