Mittwochabend startet der 100. Deutsche Katholikentag in Leipzig

Die Geburtstagsparty kann beginnen

Ein Jubiläum - und ein Experiment: Der 100. Deutsche Katholikentag findet nicht in einer frommen Katholiken-Hochburg statt, sondern in einer der entchristlichtsten Regionen Europas. Leipzig ist bereit, die Gäste zu empfangen.

Autor/in:
Karin Wollschläger
Plakatsäule in Leipzig / © Jan Woitas (dpa)
Plakatsäule in Leipzig / © Jan Woitas ( dpa )

Bühnen und 3.000 Stände sind fast alle aufgebaut, Willkommensbanner aufgehängt, das Programm ist kurzfristig noch einmal aktualisiert - der 100. Deutsche Katholikentag kann Mittwochabend mit der Eröffnungsparty auf dem Marktplatz beginnen.

Über 30.000 Dauerteilnehmer und mehr als 1.000 Journalisten sind angemeldet. Bis kommenden Sonntag erwarten die Veranstalter - das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und das Bistum Dresden-Meißen - insgesamt rund 55.000 Besucher. Das Jubiläumsfest mit circa 1.000 Veranstaltungen steht unter dem Motto "Seht, da ist der Mensch", einem biblischen Ausspruch von Pontius Pilatus.

Bundespräsident Gauck und Miss Germany zu Gast

Neben hochrangigen Kirchenvertretern diskutieren wieder zahlreiche Spitzen aus Politik und Gesellschaft mit. Bundespräsident Gauck kommt zur Eröffnung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) musste wegen des quasi zeitgleich stattfindenden G7-Gipfels in Japan absagen. Auch Prominente aus anderen Bereichen sind mit von der Partie - etwa die aktuelle Miss Germany, Lena Bröder, oder Star-Köchin Sarah Wiener.

Thema Flüchtlingsarbeit

Besondere Schwerpunkte sind zum einen die gesellschaftspolitischen Top-Themen wie Flüchtlinge, Asyl, Integration und Fremdenfeindlichkeit. Angesichts des Erstarkens populistischer und nationalistischer Kräfte in vielen Ländern hat die Katholikentagsleitung zusätzlich noch den bisher freigehaltenen "Weißen Fleck" im Programm mit einem Podium gefüllt, das den Titel trägt: "Vom der seltsamen Rückbesinnung auf das 'Christliche Abendland' - Populismus, Nationalismus, Neue Rechte in Europa".

Damit bleibt es bei der umstrittenen Entscheidung des ZdK, keine Vertreter der AfD auf Podien des Katholikentags einzuladen. "Wir sollten die Köpfe einer Protestbewegung mit solch fremdenfeindlichen Einstellungen nicht dadurch adeln", erklärte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Er bezeichnete die Partei als "Sammelbecken von Rechtsradikalen und Proteststimmen, die in anderen Koalitionen kein Gehör zu finden glauben". Bis zuletzt war spekuliert worden, ob es nicht doch eine Veranstaltung geben werde, wo mit AfD-Vertretern über Fremdenfeindlichkeit oder Islam diskutiert werden kann.

Dialog mit Konfessionslosen

Zweiter Schwerpunkt ist der Dialog mit Konfessionslosen - rund 80 Prozent der Leipziger Bevölkerung gehören keiner Konfession an, nur etwa vier Prozent der 570.000 Einwohner sind katholisch. Generell gilt die ostdeutsche Region als einer der am stärksten entchristlichten Landstriche Europas. Erstmals in der Geschichte der Katholikentage gibt es daher einen Programmbereich zum Thema "Leben mit und ohne Gott". Dem Gespräch mit Nichtgläubigen stellen sich etwa die Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) aus Thüringen und Reiner Haseloff (CDU) aus Sachsen-Anhalt. Die Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Stefan Oster (Passau) laden in einem Irish Pub mit "Kneipengesprächen" zum Dialog über Gott und die Welt. Daneben soll es überall in der Innenstadt Orte zu spontanem Gespräch und Begegnung geben - gewissermaßen Katholiken zum Anfassen.

Für Leipzig ist der Katholikentag nicht das erste Christentreffen nach der Wiedervereinigung. 1997 fand dort ein Evangelischer Kirchentag statt. Davon gingen seinerzeit starke Impulse für den ersten bundesweiten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin aus. Für ganz Ostdeutschland ist es nach Dresden 1994 der zweite Katholikentag. Damals kamen 60.000 Teilnehmer. Misslich ist für die Teilnehmer aus den neuen Bundesländern, dass Fronleichnam (26. Mai) hier kein gesetzlicher Feiertag ist.

Konzert der Wise Guys

Letztmalig beim Katholikentag findet das schon fast traditionelle Konzert der A-Capella-Band "Wise Guys" statt: am Freitagabend auf dem Augustusplatz. Die Gruppe will sich im kommenden Jahr auflösen.

Was noch besonders ist: Das Gastgeberbistum hat seit dem Wechsel von Heiner Koch als Erzbischof nach Berlin keinen amtierenden Bischof. Der Nachfolger steht zwar fest - der bisherige Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers, doch tritt er sein Amt erst Ende August an. Er ist zwar bei drei Veranstaltungen dabei, will aber die Gastgeberrolle noch Diözesanadministrator Andreas Kutschke überlassen.


Quelle:
KNA