CDU-Vize Klöckner kritisiert Ausladung der AfD beim Katholikentag

Nicht zu Märtyrern machen

Einem Dialog mit der rechtspopulistischen AfD müsse man sich sich selbstbewusst stellen, fordert die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin Julia Klöckner. Auch auf dem Katholikentag müsse Platz für solch einen Dialog sein.

Julia Klöckner im domradio.de-Interview (DR)
Julia Klöckner im domradio.de-Interview / ( DR )

domradio.de: Im Vorfeld des Katholikentages wurde viel über die Nicht-Einladung der AfD diskutiert. Im Wahlkampf in Rheinland-Pfalz haben Sie sich für einen Dialog ausgesprochen. Wie stehen Sie dazu, dass es hier zu solch einem Dialog jetzt nicht kommen wird?

Julia Klöckner (stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und ZdK-Mitglied): Man muss sich mit der AfD auseinandersetzen, damit sie keinen Märtyrerstatus erhält. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Der Katholikentag steht für Versöhnung und nicht für das Ausgrenzende. Andererseits muss man aber auch andere und schwierige Meinungen aushalten können. Deshalb sage ich: Ja, AfD einladen. Sie findet ja Anklang in der Bevölkerung, auch bei den Katholiken. Deshalb muss man sich mit ihnen auseinandersetzen. Mit ihrem Menschenbild, auch damit, was die Partei unter 'christlichem Abendland' versteht, das sie mit ziemlich unchristlichen Mitteln versucht zu verteidigen. Mit Mitteln der Ausgrenzung und der Kategorisierung nach Religion und Hautfarbe.

domradio.de: Das heißt, ein Dialog muss auch mit Menschen möglich sein, die ein 'unchristliches' Weltbild haben?

Klöckner: Dialog setzt voraus, dass beide Seiten dazu bereit sind. Wir als Katholikentag hätten zumindest versuchen sollen, die AfD zu einem bestimmten Thema inhaltlich herauszufordern. Sie wirklich konkret zu fragen: Was versteht ihr unter Menschenwürde? Da müssen wir souveräner sein und nicht mit formalen Argumenten kommen. Sondern sie inhaltlich stellen.

domradio.de: Ein Katholikentag in Leipzig, einer Stadt für die die Kirche und der Glaube keine große Rolle spielen. Was bedeutet das?

Klöckner: Wir gehen als Katholiken dahin, wo man uns nicht erwartet. Der Anteil Gläubiger ist in Leipzig und in Sachsen relativ gering, deshalb spielt für mich die Ökumene eine ganz große Rolle. Wir schauen dort hin, wo wir unseren Blick sonst nicht hin richten. Das Motto des 100. Katholikentages ist "Seht, da ist der Mensch" und wenn man sich umschaut, sind hier sehr viele Menschen auf den Beinen. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR