Altbundespräsident Wulff zum Katholikentag

Signal setzen gegen Hetze

Altbundespräsident Christian Wulff wünscht sich vom Katholikentag in Leipzig einen Aufbruch und ein klares Signal gegen Egoismus, Hetze, Nationalismus, Machogehabe und Größenwahn.

Wulff auf dem Katholikentag / © Jan Woitas (dpa)
Wulff auf dem Katholikentag / © Jan Woitas ( dpa )

Der Katholik Wulff sagte am Mittwoch in Leipzig bei einem Festakt vor der Eröffnung des Katholikentags, Nationalismus sei in Europa und in der ganzen Welt auf dem Vormarsch, auch weil christliche Werte nicht mehr genügend beachtet würden. "Wir brauchen ein entschlossenes Eintreten für ein freiheitlich-demokratisches Land mit den Werten unserer Verfassung, also auch der Religionsfreiheit, der Menschenwürde eines jeden, damit wir Polarisierung, Hetze und Hass in unserem Land zurückdrängen", sagte er nach der Rede der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Christen tun einer Gesellschaft extrem gut", betonte Wulff in seiner Rede. Sie sollten in der aktuellen Situation immer wieder klarmachen, was Deutschland ausmache, was man wirklich verteidigen müsse und wo tatsächlich das christlich jüdische abendländische Fundament liege. "Wir haben so viele attraktive christliche Botschaften in unserer Zeit", erklärte der Altbundespräsident weiter und erinnerte an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. "Das zeigt mehr als deutlich, was mit dem passiert, dem wir nicht helfen, obwohl er in Not ist."

Und wem das heute gleichgültig sei, was an den Grenzen und in den Flüchtlingslagern passiere, "der kann doch nicht Montagsabends das christliche Abendland verteidigen wollen. Wo sind wir da hingekommen?" In der Bibel stehe das Wort, wer ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein, erinnerte Wulff: "Ich bin erstaunt, wie viele glauben, ohne Sünde zu sein, und heute Steine werfen."

Warnung vor Spaltung

"Unser Land droht gespalten zu werden", warnte Wulff weiter. In dieser Situation sei die Kirche besonders gefragt, und an vielen Orten spielten Christen eine vorbildliche Rolle. Sie hätten verstanden, wie ernst die Lage und wie gefährdet Demokratie, Religionsfreiheit und Menschenwürde seien: "Wenn wir es hier schaffen, Kirchen, Tempel, Synagogen und Moscheen nebeneinander zu haben, dann kann es auch woanders gehen. Aber wenn wir das nicht schaffe, dann wird es auch andernorts schwierig."

Seinem achtjährigen Sohn habe er gesagt, "wenn zu 500 Schülern an Eurer Schule drei dazukommen, dann könnt Ihr sie gut bei euch aufnehmen. Wir haben 500 Millionen Europäer, und drei Millionen Flüchtlinge kommen dazu. Warum sollen wir das nicht verkraften? Mein achtjähriger Sohn hat das kapiert."


Quelle:
KNA