Kardinal Lehmann zum Katholikentag in Leipzig

Wagnis und Chance

Der langjährige Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann blickt mit großer Spannung auf die Wirkung des Katholikentages in Leipzig. Die Veranstaltung in einer Stadt wie Leipzig sei ein Wagnis, biete aber auch eine Chance, sagte Lehmann.

Kardinal Lehmann / © Arne Dedert (dpa)
Kardinal Lehmann / © Arne Dedert ( dpa )

"Es ist schon ein Wagnis, mit dieser Veranstaltung in eine Stadt zu gehen, in der 80 Prozent der Menschen keine Christen sind", sagte der emeritierte katholische Bischof in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit den Veranstaltern. Allerdings biete die Situation auch eine Chance: Wenn den Leuten "etwas ganz fremd ist", sei "oft auch die Neugier größer", sagte Lehmann.

Jedenfalls habe er dies beim Katholikentag 1994 in Dresden so empfunden. "Leipzig ist eine pulsierende Wirtschaftsmetropole, aber auch Kunst und Kulturstadt", sagte der 80-Järhrige. "Insofern gibt es da sicher Anknüpfungspunkte", fügte er hinzu.

Kardinal Lehmann wurde im Rahmen eines 100-Tage-Countdowns zum 100. Deutschen Katholikentag interviewt, der am Mittwoch beginnt. Etliche Prominente und weniger bekannte Personen kamen dabei auf der Internetseite www.100tage100menschen.de zu Wort.

"Europa ist alternativlos"

Im Interview wünschte sich der Kardinal auch eine engere Zusammenarbeit der Kirchenvertreter in Europa - auch über Konfessionsgrenzen hinweg. "Denn Europa ist für mich alternativlos", sagte der frühere Mainzer Bischof. Der Katholikentag sei zwar nicht dezidiert politisch, er werde sich jedoch mit der Flüchtlingskrise und mit den Veränderungen für Deutschland auseinandersetzen müssen.

"Wir müssen uns fragen, was es bedeutet, seine Heimat zu lieben, ohne sich deshalb gegen andere zu erheben", so der 80-Jährige. "Vielleicht bietet sich dabei auch die Chance, die etwas in Verruf gegangene Europa-Idee neu zu beleben."


Kardinal Karl Lehmann / © Fredrik von Erichsen (dpa)
Kardinal Karl Lehmann / © Fredrik von Erichsen ( dpa )
Quelle:
KNA , epd