Journalist zu den Vorbereitungen auf den Katholikentag

"Katholiken zu 100 Prozent dabei"

In drei Wochen beginnt der Katholikentag in Leipzig. Der Journalist Daniel Heinze beobachtet ein steigendes Interesse in der Stadt, wachsende Neugier auf den neuen Bischof und Verständnis für den Aussschluss der AfD. 

 (DR)

domradio.de: In drei Wochen geht der Katholikentag los. Merkt man in Leipzig schon etwas von der Aufregung?

Daniel Heinze (Kirchenredakteur Radio im Bistum Dresden-Meißen): Man muss sagen, dass die Stadt lange sehr skeptisch war und Vorbehalte gegenüber den ganzen Katholiken hatte. Aber so langsam sieht man auf den freistehenden Plätzen große Plakate, es gibt Pressekonferenzen, die Zeitungen widmen sich mehr und mehr dem Thema, es wird mit dem Katholikentag geworben und die Programme und Flyer häufen sich. Ich habe den Eindruck, dass so langsam der Leipziger, der von Kirche nicht so viel wissen will, zumindest mitbekommt, dass am Ende des Monats einiges in der Stadt los sein wird.

domradio.de: 4,3 Prozent Katholiken gibt es in Leipzig. Welche Rolle spielt denn da so ein Katholikentag?

Heinze: Die 4,3 Prozent Katholiken, so habe ich den Eindruck, sind alle zu hundert Prozent auf die Vorbereitungen des Katholikentages fokussiert. Jeder nimmt entweder Gäste auf oder ist bei irgendwelchen Veranstaltungen dabei. Die evangelischen Brüder und Schwestern - das sind immerhin 16 Prozent der Leipziger Bevölkerung - unterstützen dabei. Es bleiben aber immer noch 80 Prozent, die kirchenfern sind. Auf die kommt es aber an. Man ist ja bewusst zum Jubiläum des Katholikentages in die Diaspora gegangen, um zu zeigen, dass man in die Welt gehen möchte und nicht nur in etablierte katholische Gebiete, wie Köln beispielsweise. Man will auch einmal ganz bewusst in Gebiete, in den die Kirche, sei es katholisch oder evangelisch, keine so große Rolle spielt. Für die Katholiken gibt es aber noch ein weiteres Highlight. Seit Freitag wissen wir ja, wer unser neuer Bischof wird. Es ist klar, dass Bischof Timmerevers noch nicht bis zum Beginn des Katholikentages in sein Amt eingeführt sein wird, aber wir können ihn zum ersten Mal anfassen, ihm die Hände schütteln und ihm begegnen. 

domradio.de: Politiker verschiedener Parteien nehmen am Katholikentagsprogramm teil, unter anderem auch Bundespräsident Gauck. Für viel Aufsehen hat die Entscheidung gesorgt, eine Partei nicht einzuladen, und zwar die AfD. Die Organisatoren haben diesen Beschluss noch einmal bekräftigt. Was denkt denn Leipzig darüber?

Heinze: Ich glaube, das wird durchaus als ein sehr klares Statement für eine pluralistische, demokratische Gesellschaft wahrgenommen. Auch wenn man den Katholiken vorwerfen könnte, man würde ausgrenzen statt miteinander zu reden. Aber man hat diese Nicht-Einladung nicht grundlos ausgesprochen. Die AfD war zu dem Zeitpunkt, an dem die Entscheidung gefallen ist, die Partei, die von Schießbefehlen an den Grenzen gesprochen hat, und das vereinbart sich einfach nicht mit dem christlichen Weltbild. Viele Leipziger stehen hinter dieser Entscheidung. Es gibt hier nach wie vor nahezu jeden Montag Demonstrationen von rechten gegen linke Gruppen. Legida ist immer noch ein Thema und die Stimmung ist immer noch sehr aufgeheizt. Es tut, glaube ich, der Zivilgesellschaft in Leipzig sehr, sehr gut, dass die Kirche ein klares Statement sendet und sagt, man wolle mit dem rechten Rand so wenig wie möglich zu tun haben. Zum Diskurs gehört sicherlich dazu, dass man mit ihnen redet. Aber man will ihnen bei so einem großen und wichtigen Event, wie dem Katholikentag, keine Plattform bieten.

Das Interview führte Verena Tröster.


Daniel Heinze / © Radio PSR
Daniel Heinze / © Radio PSR
Quelle:
DR