Bischof Voderholzer heißt Gäste des Katholikentags willkommen

Wo Lobbyisten des Lebens versammelt sind

Bischof Voderholzer wünscht sich vom 99. Katholikentag einen Aufbruch. "Wir sind als Katholiken nicht die Dummies der Nation, sondern die Vordenker und das muss auch deutlich werden", sagte er kurz vor der Eröffnung im domradio.

99. Katholikentag (dpa)
99. Katholikentag / ( dpa )

domradio.de: Wie groß ist Ihre Vorfreude?

Bischof Rudolf Voderholzer (Bischof von Regensburg und Gastgeber des 99. Katholikentags): Die Spannung wächst, wie man so schön sagt, ins fast schon Unerträgliche. Aber es ist alles vorbereitet. Die Gäste können kommen. Wir freuen uns auf sie und heißen sie schon recht herzlich willkommen.

domradio.de: Sie haben diesen Katholikentag von Ihrem Vorgänger  übernommen, der mittlerweile in Rom ist. Ist so etwas eine Ehre oder vor allem viel Arbeit?

Bischof Voderholzer: Es ist eine ganz große Ehre. Das ganze Bistum freut sich, dass der Zuschlag damals gegeben wurde, auch gerade vor dem Hintergrund, dass es nicht immer ganz spannungsfrei war, aber wir haben uns gut zusammengerauft und ein gutes und auch sehr umfangreiches Programm gestaltet. Vorallem ist es gelungen, das Spezifikum Regensburg immer wieder einzubringen. Die besondere Lage, die Grenznähe zu Böhmen, das deutsch-tschechische Verhältnis, die deutsch-tschechische Freundschaft. Vorallem die Freundschaft zwischen dem Bistum Regensburg und dem Bistum Pilsen wird ganz prominent im Programm vertreten sein. Ich freue mich sehr, dass der Mitbruder aus Pilsen, František Radkovský (Anm. d. Red. Bischof von Pilsen), sich auch sehr stark beim Katholikentag einbringt. Wir werden am 31. Mai in Neukirchen beim Heiligen Blut auch eine grenzübergreifende, völkerverbindende Wallfahrt miteinander gestalten. Das ist ein Novum in der Geschichte der Katholikentage. Das ist etwas ganz Wunderbares und ich freue mich sehr darauf.

Dann natürlich, das, was Regensburg an ganzem Charme aufzubieten hat: Die Altstadt, die ja selber sozusagen Austragungsort wird. Wir haben kein großes Messezentrum, dafür eine wunderbare gotische Altstadt, die als Weltkulturerbe höchstes Ansehen genießt, das gibt die Kulisse ab. Der gotische Dom mit seinem Ausdruck dafür, dass der Mensch als gottoffenes Wesen geschaffen ist, der zum Himmel strebt, sich nach oben hin ausrichtet - alles das, wird zur Sprache kommen.

domradio.de: Sie haben das Programm schon angesprochen. Darf man sich da als Bischof etwas aussuchen oder versuchen Sie einfach möglichst viel zu sehen?

Bischof Voderholzer: Mein größtes Problem ist, wieviele Anfragen ich leider absagen muss, weil ich nicht an drei Orten gleichzeitig sein kann. Ich bin bei 4-5 Veranstaltungen auch als Referent selber tätig und bei hunderten Veranstaltungen gebeten, mich zu zeigen, ein kurzes Grußwort zu sprechen. Ich werde das nicht alles schaffen. Ich gebe mein Bestes und ich werde mich voll engagieren. Ich hoffe, die Kondition wird ausreichen, aber eine große Auswahlmöglichkeit habe ich leider nicht.

domradio.de: Was verbinden Sie mit dem Motto "Mit Christus Brücken bauen"?

Bischof Voderholzer: Zunächst greift das ja die Situation, den Ort Regensburg auf: die Steinerne Brücke ist das Wahrzeichen neben dem Dom. Darüber hinaus ist es natürlich ein ganz stark theologisches Thema: Christus selber ist die Brücke, er verbindet Himmel und Erde, Gott und Mensch, Zeit und Ewigkeit und aus dieser Mitte des Glaubens heraus, werden wir beim Katholikentag versuchen, die gesellschaftsgestaltende, die zukunftsgestaltende Kraft des christlichen Glaubens auch ins Gespräch zu bringen, mit den vielen Gästen, die uns aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kunst, Kultur zugesagt haben, zu kommen. Wir wollen zeigen: Christen sind Lobbyisten des Lebens. In all seinen Belangen und all seinen Bereichen setzen wir uns dafür ein. Diesen Dienst bieten wir auch der Gesellschaft an.

domradio.de: Seit ungefähr einem Jahr gibt es in Rom einen neuen Papst, der als Titel "pontifex maximus" oberster Brückenbauer trägt. Ist er auch Vorbild für das Programm und die Ausrichtung des Katholikentags?

Bischof Voderholzer: Christus ist gekommen, die Menschen miteinander und mit Gott zu versöhnen, deswegen sind das Zusammenbringen, das Überwinden von Mauern und Grenzen und das Zusammenführen von Menschen ein Urauftrag der Kirche. In dieser großen Tradition stehen wir.

Natürlich gibt es dann besondere Akzente, wo Brückenschläge notwendig sind. Insbesondere sehen wir auch aus der Regensburger Tradition heraus das große Thema Glaube und Vernunft, Glaube und Wissen. Immerhin haben wir hier in Regensburg auch das Kompetenzzentrum Papst Benedikt XVI. Er hat hier bei seinem Pastoralbesuch 2006, diese wirklich epochale Rede gehalten, die als Regensburger Rede in die Geschichte eingegangen ist und so wünsche ich mir vorallem auch, dass vom Katholikentag ein ganz starker Impuls ausgeht hin auf katholische Bildung, Präsenz katholischer Intellektualität auch an den Universitäten, in den Schulen. Wir sind als Katholiken nicht die Dummies der Nation, sondern die Vordenker und das muss auch deutlich werden.

domradio.de: Wo sehen Sie den Schwerpunkt eines Katholikentages - eher bei den politischen, vielleicht auch kirchenpolitischen Debatten oder ist es dann doch der spirituelle und geistliche Aspekt?

Bischof Voderholzer: Es gibt hier eine ganz klare Aufteilung, rein quantitativ schon, ein Drittel Spiritualität, Glaubensvertiefung und zwei Drittel Politik, aber eben im Sinne von Hineinwirken in die Gesellschaft. Auf der Basis des gemeinsam gefeierten Glaubens muss deutlich werden, dass wir uns in der Politik, in der Kultur, in den Universitäten einmischen wollen. Wir feiern den Gottesdienst, lassen uns dann aber nicht in die Sakristei einsperren, ziehen uns da auch nicht zurück, sondern gehen hinaus und mischen uns ein, das ist Auftrag der Katholiken.

domradio.de: Das heißt Katholikentage sind auch immer Tage des Aufbruchs?

Bischof Voderholzer: Auf jeden Fall. Wir sind keine sitzende Religion, sondern eine gehende, eine aufbrechende und der Zukunft offen entgegen gehende Religionsgemeinschaft.

domradio.de: Wir haben vor wenigen Tagen mit Stefan Vesper, dem Generalsekretär des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken gesprochen und er hat gesagt, es gelte das freie Wort und das sei auch gut so. Es kommen also Menschen aller katholischen Strömungen zu Wort. Sehen Sie darin auch eine Chance, dass man von ganz liberal bis ganz konservativ miteinander ins Gespräch kommen kann?

Voderholzer: Nur die Wahrheit macht frei und da gibt es nirgendwo ein Denkverbot. Die stärkeren Argumente zählen.

domradio.de: Stellen Sie sich vor, es ist Sonntagabend, der Katholikentag ist geschafft - wann würden Sie sagen, dass der Katholikentag ein Erfolg war?

Voderholzer: Wenn viele sagen können, wir haben unseren Glauben gefeiert und wir sind gestärkt worden für den Dienst, für das Zeugnis, für den Glauben im Alltag.

Das Interview führte Matthias Friebe


Dom und Steinerne Brücke (KNA)
Dom und Steinerne Brücke / ( KNA )
Quelle:
DR