Katholikentag endet mit Gottesdienst

Lebendig und diskussionsfreudig

Mit einem festlichen Gottesdienst unter freiem Himmel ist am Sonntag in Mannheim der 98. Deutsche Katholikentag zu Ende gegangen. Bei sommerlichen Temperaturen kamen rund 20.000 Menschen im Ehrenhof des Schlosses zusammen. Am Gottesdienst nahm auch Bundespräsident Joachim Gauck teil. Er rief die Christen zu politischem Engagement auf.

 (DR)

Bei einem anschließenden Empfang rief er die Christen zum Engagement in Politik und Gesellschaft auf. Der Staat könne von christlich geprägten Menschen profitieren. Diese sollten sich nicht aus Frustration oder Enttäuschung zurückziehen. In der DDR seien es gerade Christen gewesen, die "auch in Zeiten der Diktatur an ihren Werten festhielten, als sich die meisten Bewohner des Landes schon in ihr Schicksal ergeben hatten".



Gauck äußerte auch die Hoffnung auf eine weitere Annäherung der Kirchen. Als evangelischer Christ träume er davon, einmal an der katholischen Eucharistiefeier teilnehmen zu können, "ohne dass ich damit jemanden störe". Zugleich sei er realistisch genug, um zu wissen, dass zuvor theologische Unterschiede überwinden werden müssten. Den Katholikentag bezeichnete er als wichtigen Ort des Dialogs kirchlicher und gesellschaftspolitischer Fragen. Ausdrücklich würdigte der Bundespräsident das Engagement der Laien. Oft seien es gerade Christinnen, die sich in die Gesellschaft einbrächten. Gauck kündigte an, dass er zum Katholikentag wiederkommen werde.



Der nächste Katholikentag ist für 2014 in Regensburg geplant, im kommenden Jahr findet in Hamburg der Evangelische Kirchentag statt. Bereits am Samstag hatten die Veranstalter eine positive Bilanz gezogen. Es kamen 80.000 Besucher, mehr als bei den Treffen der vergangenen Jahre. In mehr als 1.200 Veranstaltungen ging es um kirchliche Reformfragen und gesellschaftspolitische Zukunftsdebatten. Das fünftägige Christentreffen stand unter dem Leitwort "Einen neuen Aufbruch wagen".



Frohes Glaubensfest

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, zu dessen Bistum Mannheim gehört, sprach von einem "frohen Glaubensfest", der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, von einem erfolgreichen und intensiven Katholikentag. Am Rande des Christentreffens zogen Vertreter von Reformgruppen eine gemischte Bilanz. Sie sahen einen "gebremsten und verzagten Aufbruch". Polizei und Feuerwehr bilanzierten den Katholikentag positiv. Besondere Vorkommnisse gab es demnach keine.



Zollitsch rief in seiner Predigt die Christen zu Mut und Zuversicht auf. Der Katholikentag habe gezeigt, dass "Kirche lebendig und dynamisch ist, dass von uns Christen ein Aufbruch ausgeht, den unsere Welt und unsere Kirche benötigen". Glück forderte in seiner Ansprache zum Engagement in Kirche und Gesellschaft auf.



"Wir haben eine lebendige, glaubensstarke und vitale Kirche erlebt", so der ZdK-Präsident. Der Katholikentag sei offen gewesen "für alle Fragen, die uns in der Situation und der Entwicklung unserer Kirche bedrängen". Vertiefung des Glaubens und Veränderungen seien kein Gegensatz. Scharf verurteilte der ZdK-Präsident rechtsradikale und nationalkonservative Gruppierungen. Davon müssten sich Christen eindeutig abgrenzen. Die Kollekte des Gottesdienstes war für Aidsprojekte bestimmt.



Interkulturelles Fest der Begegnung

Am Samstagabend hatte ein interkulturelles Fest der Begegnung stattgefunden, bei dem wegen einer Unwetterwarnung aber mehrere Veranstaltungen abgebrochen werden mussten. Zuvor waren noch einmal Zehntausende zu Diskussionsforen, Podien und Gottesdiensten gekommen. Dabei ging es zum Beispiel um Umwelt- und Klimafragen, aber auch um innerkirchliche Reizthemen wie Zölibat.



Immer wieder war die Situation in den Pfarrgemeinden vor Ort ein wichtiges Thema. Viele Katholiken fürchten, dass sie durch den Zusammenschluss vieler Gemeinden zu Megapfarreien ihre Heimat vor Ort verlieren. Auch der ZdK-Präsident sieht die Weichenstellungen für die Seelsorgestrukturen als aktuell wichtigste Frage an, denn dabei werde entschieden darüber, "ob die Kirche in den Lebensräumen der Menschen präsent bleibt oder zur Versorgerkirche wird".