Koptenbischöfe in Mannheim zur Situation in Ägypten

Diskriminierung ja, Verfolgung nein

In Ägypten wird sich nach Einschätzung von Bischof Kyrillos William, Oberhaupt der koptischen Kirche in Assiut, langfristig kein islamischer Staat entwickeln. "Die Islamisten sind auf die Revolution aufgesprungen, aber die Ägypter wollten niemals einen islamischen Staat", sagte Kyrillos William am Samstag beim Katholikentag in Mannheim.

 (DR)

Bei der Revolution habe Religion keine Rolle gespielt, es sei um Themen wie Arbeitslosigkeit und Ungerechtigkeit gegangen. "Zwischen Christen und Muslimen gab es eine große Einigkeit", sagte der Bischof. Es habe bei den vergangenen Wahlen eine religiöse Polarisierung gegeben. Vor allem auf einfache Leute und Analphabeten sei Einfluss ausgeübt worden.

Dies werde sich bei künftigen Wahlen nicht wiederholen.



Zugleich warnte Kyrillos William davor, sich zu sehr auf Medienberichte zu verlassen. Diese vermittelten häufig einen falschen Eindruck von der Situation vor Ort. Zwar gebe es Schwierigkeiten und eine Diskriminierung von Christen, "aber von Verfolgung kann keine Rede sein", betonte er. Skeptisch äußerte er sich über eine Zusammenarbeit mit den Muslimbrüdern. "Wir trauen ihnen noch nicht ganz", so der Bischof. Vor allem vor den Wahlen hätten die Muslimbrüder den Kontakt zu Christen gesucht. Dies sei als Mittel der "Propaganda" empfunden worden.



Das Oberhaupt der Kopten in Deutschland, Bischof Anba Damian, rief zur Achtung der Religionsfreiheit in den arabischen Ländern auf. "So wie Muslime sich in Deutschland entfalten und Moscheen bauen können, muss es auch möglich sein, dass sich Christen in ihrem Heimatland Ägypten entfalten können", betonte er. Das "zarte Pflänzchen" der Revolution sei schnell durch Armee und Islam erstickt worden, kritisierte er. Er äußerte die Hoffnung, dass es sich wieder erholen werde.